In ihrem zweiten Roman erzählt Lucy Fricke von vier Freunden Anfang 30, die alle eine schwere Krise durchleben. Sie sind mit ihren Wünschen und Erwartungen an das Leben weitgehend gescheitert. Da ist einmal der erfolglose Comic-Zeichner Henning, der den Trends immer ein bisschen hinterherhinkt und jetzt hofft, dass sein Buch über einen Superhelden ein Erfolg wird. Er ist seit zehn Jahren mit Martha zusammen. Martha arbeitet bei einem Radiosender und verschwindet einmal pro Jahr, kommt aber jedes Mal wieder zurück. Zu Beginn des Romans ist sie schwanger, und beide haben Schwierigkeiten, sich auf die neue Situation einzustellen. Nachdem er sich jahrelang als Leichendarsteller spezialisiert hatte, wird Jon zum ersten Mal eine größere Rolle angeboten. Er scheitert grandios. Script-Girl Betty hat wechselnde Liebhaber und ist gerade von dem älteren verheirateten Herrn M., mit dem sie zusammenarbeitet, verlassen worden. Sie hat am Set einen schweren Nervenzusammenbruch und wird in eine Klinik eingewiesen. Drei der vier Freunde flüchten in Alkohol und Drogen und mindestens zwei von ihnen denken an Selbstmord. Sie werden sich auf ihre Freundschaft besinnen und müssen noch einmal ganz neu anfangen. Interessanterweise machen sie sich Marthas Devise “Flucht ist immer eine Option” (S. 179) zu eigen und gehen in einem neu erworbenen Wohnmobil auf Reisen.
Lucy Fricke erzählt eine sehr schöne, realitätsnahe Geschichte vom Erwachsenwerden, von geplatzten Träumen und von der Bedeutung der Freundschaft in unserem Leben. Auch wenn es ihren Protagonisten sehr schlecht geht und sie in Grenzsituationen geraten, ist der Ton nicht larmoyant, sondern ausgesprochen witzig, die Sprache metaphernreich, und die Formulierungen sind oft sehr ausgefallen. Erzählt wird aus ständig wechselnder Perspektive, ohne dass besonders markiert wird, wessen Geschichte gerade erzählt wird. Der Leser hat jedoch keine Schwierigkeiten, den jeweiligen Protagonisten zu identifizieren.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist eine überzeugende Geschichte von großen Lebenskrisen, die zeigt, wie man es trotzdem schafft weiter zu machen.