Kalte Angst und viele Fragezeichen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
buchgespenst Avatar

Von

Die ersten Seiten nehmen einem schon den Atem. Die kalte Angst, die Tori verkörpert, überträgt sich fast augenblicklich auf den Leser. Eine Familie, die erstarrt ist in Unglauben, Furcht und Hiflosigkeit während um sie herum ein Sturm tobt, bei dem sie nicht mal wissen, ob sie ihn entfesselt haben. Doch das spielt erstmal keine Rolle, denn alle Angriffe zielen auf sie, besser gesagt: auf Tori. Es ist noch nicht abzusehen, ob sie tatsächlich diese imense Schuld auf sich geladen hat, für die sie nun büßen soll. Beteiligt scheint sie gewesen zu sein, doch man spürt sofort, egal ob schuldig oder nicht - etwas ist in ihr zerbrochen, für immer. Normales, spontanes Denken ist ihr nicht mehr möglich, da sie jede Vokabel auf ihre Schärfe und Bosheit prüft. Selbst wenn Tori die Rückkehr in ein normales Leben gestattet ist, wird es lange dauern bis sie sich erholt hat - soweit ihr das überhaupt möglich ist.
Diese kalte Furcht, der Unglaube ein entsetzliches Ereignis heraufbeschworen zu haben, wird durch jeden Buchstaben fast greifbar verkörpert.
Und doch bleiben zwei Lichtblicke: Noah, der beste Freund (der wohl schon lange in sie verliebt ist) und weiterhin fröhlich und normal mit Tori umgeht. Die verkörperte Hoffnung auf eine weitergehende Normalität und ein gutes Ende.
Und dann natürlich Andrew, der bei Tori Hilfe sucht - zufällig. Eine zweite Chance, die Möglichkeit etwas gut zu machen und Tori bei Erfolg Stärke, Mut und Zuversicht geben wird alles durchzustehen, was auf sie kommen wird. Wenn sie es schafft ihn zu retten, wird ihr das die Kraft geben sich selbst wieder in die Augen zu sehen und ihr Leben anzupacken. Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass das Buch gar nicht mit dem Prozess endet, sondern nur mit der tatsache, ob Andrew sich umbringt oder nicht. Der Ausgang des Prozesses wird damit unwichtig.