Für das Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bavaria123 Avatar

Von

Das Äußere des Buches verdient vorab eine besondere Erwähnung. So schlicht das Cover auch ist, so viel Mühe wurde sich mit dem "Drumherum" gegeben. Der Buchdeckel ist ganz besonders fest, da kann man in aller Deutlichkeit Hardcover zu sagen. Der Vorsatz ist aus einem mintgrün gemusterten schönen kräftigen Papier gestaltet. Zudem besitzt das Buch ein Leseband. Auch hier wurde auf eine kleine Besonderheit Wert gelegt, denn es ist ein bedrucktes Leseband. Alles in allem merkt man dem Buch hier sehr viel Liebe zum Detail an.

Doch jetzt zu Inhalt. Im Haus in der Torstraße 6 leben die 72 jährige verwitwete Vita Maier und der 20 jährige Student Lazar, genannt Lazy, der an einer Krebserkrankung leidet. Die beiden nehmen sich einander an und philosophieren über das Leben und gehen ein Stück gemeinsam.

Die Autorin erzählt die Geschichte der beiden unterschiedlichen Protagonisten wechselseitig aus der Sicht von Lazy und Vita. Das empfinde ich hier als sehr schönes Stilmittel, so hatte ich beim Lesen das Gefühl ganz in der Geschichte zu sein und konnte mich in beide Persönlichkeiten gut hinein versetzen. Interessant ist dieser Perspektivenwechsel auch, weil Lazy todkrank aber lebenslustig ist und Vita munter aber lebensmüde.

Der Schreibstil und teilweise auch die Wortwahl sind ungewöhnlich. Manchmal verwendet Angelika Waldis mehrmals nacheinander die selben Satzanfänge. Sehr kurze Sätze wechseln sich mit verschachtelten ab. Mir gefällt das sehr gut. Man kann das Buch somit nicht extrem flüssig lesen, aber genau das finde ich hier gut gewählt. Da würde man eventuell zu oberflächlich bleiben. So aber muss man sich immer wieder einlassen und braucht doch eine geraume Zeit für die nur 222 Seiten. Aber es ist nicht nur so, dass man Zeit zum Lesen braucht. Die Geschichte bleibt auch längere Zeit im Kopf und bietet immer wieder Momente zum Nachdenken.

Es ist eine gute Prise Philosophie, mit der das Buch gewürzt ist. Ich finde das absolut ansprechend. Als kleine Kostprobe sei hier ein Beispiel eingefügt: " Das Leben ist ein Geschenk. Man kann`s nur einmal auspacken."
Eine andere Zutat ist eine Portion Humor. Trotz der eigentlich eher traurigen Themen wie Krankheit und Einsamkeit findet der Leser immer auch mal einen Grund um zu Schmunzeln, und sei es nur über den Galgenhumor der beiden Hauptpersonen.

Mich hat das Buch extrem fasziniert und begeistert. Es war das erste Werk, das ich von Angelika Waldis gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte!