Harold und Maude mitten in Europa

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tochteralice Avatar

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Eine alte Frau und ein junger Mann - da musste ich gleich an Harold und Maude denken, an einen Film, der mich schon in jungen Jahren sehr begeistert hat. Der Vergleich trifft es auch - so glaube ich - ganz gut, obwohl es in "Ich komme mit" nicht um eine Liebesgeschichte zwischen alt und jung, sondern um eine Art Seelenverwandtschaft geht, allerdings um eine, die sich erst schleichend einstellt.

Denn Vita und Lazar, genannt Lazy, kennen sich schon seit Ewigkeiten - also soweit etwas, an das sich ein 21jähriger erinnern kann, als ewig bezeichnet werden kann. Denn genau so alt ist Lazy. Vita geht so langsam auf die 75 zu, ist also fast dreieinhalb mal so alt, ihr Sohn Morris - ehemals Moritz -, der ins ferne Australien ausgewandert ist, könnte locker Lazys Vater sein. Sie kennt Lazy aus dessen Kindheit, als er schon einmal im Haus wohnte - nun ist er zurückgezogen, hat die Wohnung von seinem verstorbenen Vater geerbt.

Damals mochte Vita Lazy nicht und er hatte sich in Bezug auf ihre Person überhaupt keine Meinung gebildet. Nun findet eine zunächst zögerliche Annäherung in einer Krisensituation statt: Lazy ist nämlich sehr, sehr krank, viel zu krank für einen jungen Mann seines Alters. Und Vita hat das Gefühl, endlich gebraucht zu werden und mehr als das. Sie kümmert sich um Lazy, doch sie werden auch bald zu Vertrauten, zu solchen, die sich alles erzählen. Und alles verkraften, was sie vom anderen zu hören bekommen. Was nicht immer unbedingt einfach ist.

Aber es schweißt sie zusammen - so sehr, dass sie sich auf eine gemeinsame Reise begeben. Obwohl das definitiv unvernünftig ist!

Ein wunderschönes Buch mit tollen Sequenzen und manchmal schönen Sätzen - so dachte ich zunächst. Aber ab der Mitte ging etwas durch, verlor der Roman aus meiner Sicht seine Kraft, die zunächst sich daraus resultierende Botschaft verpuffte irgendwie. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass die Autorin - selbst schon im gesegneteren Alter - einfach etwas Freches, Lockeres, Unerwartetes schreiben wollte. Was ihr auch gelungen ist - aber nicht so, dass es mich bis zum Schluss beeindrucken konnte!