"Leben ist das Kräuseln des Spiegeleis am Rand"

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suse9 Avatar

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(Seite 102)

Was für ein schöner Gedanke, dass sich Alt und Jung verstehen, voneinander lernen und gegenseitig helfen. In der Realität begegnet man jedoch oft Unverständnis, Intoleranz und Gleichgültigkeit. Ich mag Romane, die dieses Thema aufgreifen und zeigen, wie es gehen könnte. Sie motivieren mich, die Hoffnung nicht aufzugeben und jeden Tag selbst ein bisschen für ein harmonisches Miteinander zu tun.

Die Witwe Vita lebt allein in ihrer Welt. Ihr Sohn ist weit weg und spielt keine Rolle mehr in ihrem Leben. Sie selbst tut aber auch nichts, um den breiten geographischen und emotionalen Graben zu überwinden. So hat sie sich eingerichtet und ist relativ zufrieden.

Lazy lebt auch allein. Seine schwere Krankheit hat die Freundin vertrieben. Und da die Freunde nicht so recht wissen, wie sie sich ihm gegenüber richtig verhalten sollen, gehen sie auf Abstand.

Vita und Lazy, das geht nicht, das passt nicht und doch nähern sie sich über Jahre hinweg langsam an. Sie kocht, er kommt zum Essen und beide teilen die Unlust am Weiterleben. Eine spannende lockere Freundschaft entwickelt sich, die nicht immer einfach ist.

Aufmerksam auf diesen Roman wurde ich, als ich über die 1940 geborene Autorin las, dass sie immer noch glaubt, nicht alt zu sein. Ich mag Menschen, die optimistisch durchs Leben gehen, nie aufhören lernen zu wollen und neugierig bleiben. Der Roman ist auch genau das. Er unterhält, schockiert, ist ehrlich und warmherzig, nicht ohne Diskussionspotential und lässt genug Platz für eigene Gedanken.

Und Sätze wie auf Seite 108: „Was man an Leben verliert, müsste man an Erfahrung dazugewinnen.“ begeisterten mich.

Über den Schluss kann und sollte man reden. Mir hat er nicht gefallen, aber das ist Geschmackssache und wird sicher von vielen Lesern anders gesehen. „Ich komme mit“ ist lesenswert und hat mir wieder ein bisschen geholfen, die Welt aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen.