Auf das, was uns verbindet

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casanni Avatar

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Hanna, Zeyna und Cem verbindet eine Freundschaft seit Kindheitstagen im Ruhrgebiet. Hanna lebt bei ihren Großeltern, Zeyna ist mit ihrem Vater aus einem Kriegsgebiet geflohen, Cems türkische Familie führt einen Lebensmittelladen und er ist der Ruhepol zwischen den beiden, wenn es Krisen gibt.
Gleich zu Beginn wird klar, dass es irgendwann einen Bruch zwischen Hanna und Zeyna gegeben hat. Hanna erzählt, im Alter von 40 Jahren, von Episoden aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit und dem Versuch, wieder Kontakt zu Zeyna aufzunehmen.

Rasha Khayat gelingt ein sehr authentisches, klischeefreies Bild des Zusammenlebens von Menschen verschiedener Kulturen und unterschiedlicher Biografien im Ruhrgebiet. Fremdenfeindliche Anschläge und weltpolitische Krisen spiegeln sich auch in der Beziehung der drei wider - aber ihre Freundschaft und ihre Krisen werden vor allem durch zutiefst individuelle, menschlichen Stärken und Schwächen bestimmt.

Rasha Khayat hat einen besonderen Schreibstil, der manchmal an Poesie und manchmal an transkribierte Gedanken erinnert und dadurch sehr berührend ist. Hanna spricht ihre Freundin Zeyna immer mit ‚du‘ an und auch dadurch entsteht eine besondere Nähe zum Leser. Mich erinnert die Art der Beschreibung von Zeyna durch Hanna ein wenig an ‚Meine geniale Freundin‘ von Elena Ferrante.

Das Buch ist ein Appell an die Freundschaft, ein Aufruf zur Pflege von Beziehungen, eine Aufforderung zu Empathie und eine Erinnerung daran, dass, insbesondere in einer kriselnden Welt, Beziehungen das Einzige sind, was uns hält.