Vergangenheitsbewältigung in der alten Heimat

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Hanna und Cem sind Kinderfreunde, sie wachsen zusammen in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf. Irgendwann stößt Zeyna zu ihnen, sie ist mir ihrem Vater vor einem Krieg geflohen und muss erst lernen, sich im neuen Leben zurechtzufinden. Doch zu dritt sind sie unzertrennlich, auch Zeynas Vater Nabil und Hannas Großeltern, bei denen sie aufwächst, freunden sich an. Doch irgendwann wird deutlich, dass ihr Erleben bei aller Freundschaft unterschiedlich ist, und nicht alle Grenzen können problemlos überwunden werden. Rasha Khayat erzählt die Geschichte aus Hannas Perspektive, sie kehrt nach dem Tod der Großeltern in die kleine Stadt zurück und zieht in deren Wohnung ein. Als der Corona-Lockdown kommt, scheint die Zeit stillzustehen, Hanna lebt zwischen den alten Möbeln und ihren Erinnerungen. Die Freundschaft zu Cem hat die Zeit und die räumliche Distanz überdauert, doch Zeyna ist aus ihrem Leben verschwunden. Hanna versucht zu verstehen, was zum Bruch geführt hat, und lässt immer mehr Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend zu. Sie muss langsam erkennen, dass ihre so intakt und liebevoll erinnerte Wahlfamilie von Anfang an verschieden war, auch wenn sie die Unterschiede zwischen ihnen nicht wahrhaben wollte. Khayat erzählt melancholisch und poetisch von den Schwierigkeiten einer Freundschaft, deren Gräben durch das Weltgeschehen immer offener zutage treten und die aber trotz allem auch Grund zur Hoffnung ist. Es geht um Rassismus und Klassismus, ums Dazugehören und Außenvorbleiben, aber auch um Freundschaft und Liebe, die zwar nicht alles überwinden können und trotzdem unabdingbar im Leben sind. Ein wirklich schönes Buch, das ich sehr gern gelesen habe.