Die Wahrheit dahinter…

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brenda_wolf Avatar

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Abe liegt im Koma und wird daraus wahrscheinlich nicht mehr erwachen. Er ist im Treppenhaus zwölf Meter in die Tiefe gestürzt. Seine Verlobte Jody behauptet, er hätte Depressionen gehabt und sei gesprungen. Seine Schwester Mags, eine Staranwältin aus Amerika, die zu ihrem Bruder kaum Kontakt hatte, glaubt ihr nicht. Sie versucht Licht in Abes Leben zu bringen und zieht in Abes Wohnung. Sie befragt die Nachbarn, ob einer von ihnen was gesehen oder gehört hat, sie will die Hintergründe durchleuchten.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal lesen wir aus der Sicht von Jody, einmal von Mags, auch die Nachbarin Mira kommt zu Wort. Dadurch wird man als Leser in die Gedankenwelt der Protagonisten mitgenommen und ist den Akteuren einen Hauch voraus. Die einzelnen Kapitel sind nicht allzu lang. So bleibt die Spannung fast durchgehend erhalten. Die Charaktere sind gut beschrieben. Ich konnte mir ein deutliches Bild von ihnen machen. Mags, die toughe Anwältin, ich mochte sie anfangs überhaupt nicht, für mich war sie kalt wie Hundeschnauze. So fragte sie sich am Krankenbett von Abe, warum man überhaupt Zeit und Mühe aufwandte, um ihren Bruder im Zustand des Vegetierens zu halten, so könnte das Sterben Jahrzehnte dauern. Das fand ich schon sehr, sehr hart, auch wenn die Geschwister sich nie nahstanden. Allerdings konnte ich auch der armen traumatisierten Jody nicht viel abgewinnen. Sie leidet still vor sich hin. Und doch haben beide Frauen Geheimnisse, die der Leser erst nach und nach serviert bekommt. Abe hingegen habe ich uneingeschränkt gemocht. Um ihn hätte ich auch Tränen vergossen. Und dennoch birgt auch sein Leben Geheimnisse.

Der Schreibstil erzeugte Spannung und war gut zu lesen. Der Spannungsbogen blieb bis zum Schluss erhalten. Teilweise ging der Thriller schon an die Nieren, nicht zuletzt wegen einiger Themen auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, ohne vom Inhalt zu verraten. Wer ‚Girl on the train‘ mochte, wird auch diesen Thriller lieben. Die Auflösung am Ende überrascht.

Fazit: Gänsehaut erzeugend und lesenswert.