Wahrheit oder Lüge?

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Mags Mackenzie ist eine erfolgreiche Anwältin in Las Vegas. Zu ihrem Bruder Abe hat sie schon länger keinen Kontakt mehr. Als dieser aber nach einem Treppensturz im Koma liegt, reist sie zurück nach London. Seine Verlobte Judy behauptet, es sei ein Selbstmordversuch gewesen, was auch die Polizei glaubt. Doch Mags kommen immer mehr Zweifel an ihrer Aussage. War es wirklich ein Selbstmordversuch oder wurde ihr Bruder hinunter gestoßen? Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Die Suche nach der Wahrheit führt sie schließlich weit zurück in die Vergangenheit - in ihre eigene Kindheit, sowie auch in die von Jody.

Da ich das Buch „Die Witwe“ wirklich gut fand, musste ich dem Hinweis folgen und auch „Ich soll nicht lügen“ lesen.
Die Autorin Sarah J. Naughton hat damit einen gut erzählten psychologischen Spannungsroman vorgelegt. Die ersten 2/3 des Buches besitzen zwar ein paar Längen, aber im letzten Drittel nimmt die Geschichte ordentlich an Fahrt auf, bis zum wirklich überraschenden Ende.
Der Schauplatz der Geschichte, die entweihte Kirche St. Jerome, die nun Wohnungen für Bedürftige enthält, ist beeindruckend und düster.
Die Handlung wird aus den wechselnden Perspektiven von Mags und Jody erzählt. Dies erzeugt Spannung und der Leser kann so tiefer in die einzelnen Charaktere eintauchen. Außerdem sind Rückblenden in die Vergangenheit (kursiv gedruckt!) eingebaut, die teilweise sehr erschütternd sind. Um wessen Vergangenheit es sich jeweils handelt, wird erst später gegen Ende des Buches klar.
Mit den Figuren von Mags und Jody konnte ich anfangs nicht richtig warm werden. Mags erschien mir gefühlskalt, egoistisch und rücksichtslos, also keineswegs sympathisch. Jody nervte mich mit ihrem allzu gefühlsbetonten Verhalten. Mags wandelt sich jedoch im Laufe der Suche nach den wahren Hintergründen des Sturzes von Abe. Im Laufe der Geschichte konnte ich sie und ihre Handlungen doch besser verstehen und nachvollziehen und sie wirkte doch wesentlich sympathischer als zu Anfang.

Alles in allem ist „Ich soll nicht lügen“ ein gut konstruierter psychologischer Spannungsroman, der zwar in der ersten Hälfte ein paar Längen aufweist, aber einige überraschende Wendungen bereithält und mit einer nicht von mir vorhergesehenen Auflösung am Ende aufwartet, die sich wirklich gut in die gesamte Geschichte einfügt.
Allen, die dieses Genre mögen, gebe ich eine absolute Leseempfehlung und vergebe 4 Sterne dafür.