Aufrichtig und schonungslos

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annago Avatar

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Rezension:

James Hynes' Roman "Ich, Sperling" ist eine fesselnde Erzählung, die in der antiken Stadt Carthago Nova angesiedelt ist und sich wie eine autobiographische Erzählung präsentiert. Die Geschichte wird in Form einer Ich-Erzählung präsentiert, wodurch der Protagonist selbst zum erzählenden Ich wird. Dieser erzählende Protagonist ist ein kleiner Junge, der zunächst als namenloser Küchensklave arbeitet und später zur Prostitution gezwungen wird.

"Ich, Sperling" ist eine aufrichtige, anrührende, empörende und faszinierende Erzählung, die nicht nur historisch beeindruckend ist, sondern auch aufgrund ihrer Ehrlichkeit und Realitätsnähe beeindruckt. Der Roman spricht über die niedrigste Klientel der Gesellschaft und verleiht ihnen eine Stimme, ohne jemals ins Märchenhafte abzudriften. Die Geschichte bleibt realistisch und schonungslos - ein Sklave ist und bleibt ein Sklave, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft.

Der Sprachstil von James Hynes ist erzählend, authentisch und eindrucksvoll, jedoch stets auf eine unaufdringliche Art und Weise. Die Einwürfe des Ich-Erzählers, der gleichzeitig auch der Autor zu sein scheint, dienen als reflektierende Momente und schaffen eine kleine Orientierung, ohne zu weit vorzugreifen. Diese Erzähltechnik verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension und macht das Lesen zu einem nachdenklichen Erlebnis.

Eine der wenigen Kritikpunkte, die ich an "Ich, Sperling" anbringen würde, betrifft das Ende des Romans. Es kommt für meinen Geschmack zu abrupt und passt in seiner träumerischen Illusion nicht unbedingt zum vorherigen Ton der Geschichte. Es ist möglich, dass es auf eine symbolische Ebene abzielt, doch diese erschließt sich nicht auf Anhieb und erfordert möglicherweise eine tiefere Analyse.

Insgesamt ist "Ich, Sperling" von James Hynes ein empfehlenswertes Buch, das den Leser in die dunklen Ecken der Geschichte führt und dabei eine ungeschönte Darstellung des Lebens der Unterdrückten und Ausgebeuteten bietet. Die aufrichtige und eindrucksvolle Erzählweise sowie die sorgfältig entwickelte Erzählstruktur machen diesen Roman zu einer lohnenden Lektüre für Leser, die nach einer tiefgründigen und anspruchsvollen Geschichte suchen. Trotz des abrupten Endes hinterlässt "Ich, Sperling" einen nachhaltigen Eindruck und regt zum Nachdenken über die Menschlichkeit und das Leid in der Geschichte an.