Überzeugend ehrlich

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Das Cover des Buches zeigt einen Sperling aus Mosaik und beschreibt damit schon ein wenig, worum es geht. Sperling, ein Junge, ohne richtigem Namen wächst als Sklave in einem Bordell im 4. Jahrhundert n. Chr. auf. Aus Sicht eines kleinen Jungen erzählt James Hynes die Geschichte eines Kindes, das nie ein Kind sein durfte. Als Sklave muss er lernen, in einer Welt zu überleben, in der er nur so viel zählt, wie die Arbeit, die er verrichten kann. Zwischen der Gewaltherrschaft des Zuhälters, der Liebe seiner Ziehmutter und der Arbeit im Bordell - erst als Laufbursche, dann als Wölfin - muss der Junge lernen zu überleben. Seine Gefühle und seine Angst sind dabei so ehrlich und überzeugend dargestellt, dass man den jungen Sklaven am Liebsten mitnehmen und in Sicherheit bringen würde. Ungeschönt wird das Leben eines Menschen erzählt, der nichts besitzt. Nicht einmal sich selbst. Dabei überzeugen auch die Nebencharaktere. Die Wölfinnen - wie die Mädchen genannt werden - bei denen Sperling aufwächst. Anfangs fällt es etwas schwer, sie auseinanderzuhalten, doch man gewöhnt sich beim Lesen rasch an die Namen. Vor allem Euterpe sticht heraus, die zu einer Ersatzmutter wird und Sperling mit Geschichten am Leben erhält. Zwischen Schmerz, Angst und Gewalt gibt es so auch immer wieder Szenen voller Zuneigung, Lachen und Liebe. Melpomene überzeugt vor allem durch ihre Stärke und Intelligenz und Focaria, die Köchin ist sehr zwiespältig, aber dennoch sympathisch dargestellt. Leider erfährt man nicht, wie Sperling später nach Britannien kam, wo er seine Geschichte erzählt. Das hätte ich mir noch gewünscht. Zumindest kurz zusammengefasst. Das Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven und behandelt Themen, wie körperliche und psychische Gewalt, Vergewaltigung, soziale Ausgrenzung, Tod und Prostitution. Dadurch ist das Buch, obwohl es in der Vergangenheit spielt sehr aktuell in seiner Thematik und zeigt mit einem einfachen, dennoch philosophischen Schreibstil und seiner erschreckend realen Geschichte überdeutlich auf, warum es wichtig ist, für seine Rechte zu kämpfen.