Poesie trifft Realität

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Rezension: „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland

Erscheinungsdatum: 02.10.2017
Verlag: Knaur
Buchart: Klappenbroschur
Preis: 9,99 Euro
Seitenzahl: 320

Gestaltung:
Bei dem Buch handelt es sich um eine wunderschöne Klappenbroschur, die ganz hervorragend zum poetischen Schreibstil des Romans passt und diesen untermalt. Das Cover selbst ist zwar schlicht gehalten, sticht aber durch das sanfte Gelb sofort ins Auge. Schlägt man das Buch auf, so fallen einem gleich zu Beginn eines jeden Kapitels schemenhaft gestaltete Vögel oder kleine Bücher zur Abgrenzung einer Textpassage ins Auge, die das Buch auf eine bescheidene Weise optisch zu einem echten Hingucker machen.

Inhalt:
Protagonistin des Romans ist Loveday: Wahl-Einzelgängerin, optisch nicht ganz der breiten Masse entsprechend, bibliophil und entscheidend für diese Geschichte: Sie hat ein Geheimnis, das sie nicht mal mit ihrem Ziehvater und einzigen richtigen Freund Archie, dem Besitzer eines Antiquariats, in dem sie als Verkäuferin arbeitet, zu teilen bereit ist. Sie zieht sich lieber in ihre eigene Welt -die Welt der Bücher und Worte- zurück und kapselt sich ab, um so zu vergessen, was sich nur so schwer aus ihren Gedanken verdrängen lässt. Erst als der Gelegenheitszauberer Nathan in ihr Leben tritt und sie in die Welt des Poetry-Slams einführt, merkt sie, dass sie ihre Vergangenheit bewältigen muss, um ihrer Zukunft eine Chance geben zu können.

Der erste, der Lovedays ganze Geschichte in Rückblicken zu Ohren bekommt, ist der Leser selbst. Ihm berichtet sie mit Blick auf ihre Kindheit und Jugend (Überschrift: „Krimi 1999“) von ihren Eltern, die sie beide abgöttisch geliebt hat und die auch sie abgöttisch geliebt haben. Sie berichtet von der Arbeitslosigkeit ihres Vaters, den daraufhin häufiger werdenden Streitigkeiten zwischen ihren Eltern und vom Leben nach der Nacht, die für immer alles verändert hat.
Sie berichtet von ihrer jüngeren Vergangenheit mit dem Architektur-Studenten Rob (Überschrift: „Geschichte 2013“), ihrer kurzen, ungesunden Beziehung zueinander und ihren Konsequenzen, die sich bis in die Gegenwart ziehen.
Diese Gegenwart (Überschrift: „Poesie 2016“) beginnt an dem Tag, an dem Loveday ein Gedichtband auf der Straße findet und einige Tage später Nathan in ihr Leben tritt. Es könnte alles so schön sein, würde da nicht plötzlich ein Karton alter Bücher vor der Tür des Antiquariats stehen und all die verdrängten Erinnerungen an ihre Eltern wieder wachrufen.

Schreibstil:
Wer Bücher und Poesie mag, für den wird dieses Buch eine wahre Freude sein. Es besticht durch einen poetischen, sensiblen, aber auch fesselnden Schreibstil, ohne dabei ins Kitschige zu driften. Die Autorin schreibt in einer solch liebevollen Art und Weise über Bücher, die mir persönlich aus dem Herzen gesprochen hat. Sie schafft es des Weiteren mit dem Tabu-Thema der häuslichen Gewalt feinfühlig und sensibel umzugehen, ohne dabei ins Extreme abzurutschen.

Fazit:
Leseempfehlung an alle, die Poesie, Worte und schrullige, aber liebenswerte Charaktere lieben. Für mich ist dieses Buch eine wahre Bereicherung und ich freue mich, dass es den Weg in mein Bücherregal geschafft hat.