Eine witzige Anekdote über die Menschen mit ein paar Schwächen

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Professor Andrew Martin ist tot. An seine Stelle ist der unbekannte Erzähler von Ich und die Menschen getreten, ein Alien von der Spezies der Vonnadoranier. Denn Professor Andrew Martin, auf seinem Gebiet der Mathematik ein außerordentlich begabter Wissenschaftler hat die Riemannsche Formel entschlüsselt. Diese als nicht zu beweisende Gleichung würde die Welt und die gesamte Menschheit für immer verändern. Der technische Fortschritt, der dadurch möglich gemacht würde, ist undenkbar. Genau deshalb musste er sterben, denn die Vonnadoranier sind der Ansicht, dass die Menschheit für diesen Schritt noch nicht bereit ist.

Und so muss der neue Andrew Martin alle Mitwisser beseitigen, um das Geheimnis der Primzahlen, für welches die Menschheit noch viel zu jung, viel zu emotional und absolut nicht bereit ist.

Der neue und unwissende Andrew Martin

Es ist ein doch recht gruselig ansehnlicher erster Teil, in welchen Matt Haig seinen extraterrestrischen Protagonisten sozusagen ins kalte Wasser wirft. Er kommt auf die Erde, in einer menschlichen Hülle, die ihn selbst so abstößt, dass er kaum andere menschliche Wesen ansehen kann. Er verabscheut Regen, hält nichts von Kleidung und ihrer Funktion des Bedeckens und löst damit einen Skandal in der Öffentlichkeit aus. Er landet in der Irrenanstalt und kann sich nur mit seinen speziellen außerirdischen Fähigkeiten befreien.

Die einleitenden „Vorstellungskapitel“ waren lustig, was dann folgt, hat mich sehr an Herbert Rosendorfers „Briefe in die chinesische Vergangenheit“ denken lassen, in welchem ein Chinese aus dem China des 10. Jahrhundert in unsere moderne Welt gerät. Im ersten Moment bestehen hier nur wenige Gemeinsamkeiten, doch er lernt nicht nur die westliche, sondern die westliche moderne High-Tech-Welt kennen und das auf weit amüsantere Art und Weise als Matt Haig dies in Ich und die Menschen umsetzt. Denn hier war das Lesen mühselig, ja manchmal mit einem kleinen oder größeren Peinlichkeitsfaktor. Der Leser durchschaut nämlich sofort jeden Irrtum oder jede „Banalität“, die der Erzähler falsch versteht und dadurch wird das Lesevergnügen leider sehr geschmälert.

Die Vonnadoranier eine unsichtbare Spezies

Statt über die sich aneinanderreihenden Verfehlungen der menschlichen Konventionen zu lesen, hätte ich viel lieber mehr über die unbekannten Vonnadoranier erfahren. Dies gelingt Matt Haig zwar im Verlauf seines Buches auch, so erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass diese dem menschlichen Antlitz nicht entsprechen, die Mathematik und Rationalität als höchstes Gut kennen, unsterblich sind und noch mancherlei andere Fähigkeiten besitzen.

Und doch ist Ich und die Menschen eine unterhaltsame Lektüre. Vielleicht nicht gerade das, was sie verspricht, denn den Sinn des Lebens verrät sie ganz sicher nicht. Aber einen lustigen Blick auf die menschlichen Verhaltensweisen wirft das Buch auf jeden Fall, aber noch viel mehr zeigt es die Entwicklungsstufen eines geläuterten Protagonisten, der seine Vorurteile den Bach hinunterfließen sieht, der erkennt, wie viel Gefühle im Leben bedeuten und wie sich nur mit ihnen der steinige Weg des menschlichen Lebens bewältigen lässt.