Mensch sein - was uns ausmacht und was wir draus machen können

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miro76 Avatar

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Professor Andrew Martin hat es geschafft. Er hat eines der größten mathematischen Rätsel gelöst. Er hat die Riemannsche Vermutung bewiesen!
Leider sind die Vonnadorianer - eine wesentlich höher entwickelte Lebensform von ganz weit, weit, weit weg - der Ansicht, die Menschheit ist nicht bereit für einen derartigen technischen Fortschritt. Deshalb wird Professor Martin zum Wohle des Kosmos entführt und an seiner statt wird unser Ich-Erzähler auf die Erde geschickt um alle Informationen darüber auszulöschen. In Andrew Martins Körper landet er nackt auf unserem Planteten und versucht sich zu orientieren.
Die ersten Erkenntnisse, die er auf der Erde sammelt, sind teilweise zum schmunzeln und lachen, aber immer treffend und Matt Haig lässt hier keine unserer menschlichen Schwächen aus. Er schreibt zum Beispiel: „Die Erde war, wie mir später klar wurde, ein Planet der verpackten Dinge. Nahrung in Folie. Körper in Kleidung. Verachtung in Lächeln.“
Professor Andrew Martin war wohl kein besonders sympathischer Mensch. Als Workaholic hat er sich kaum um seine Familie gekümmert und seine Frau hat er mit einer Studentin betrogen. Was ihn Antrieb war Ruhm und Annerkennung.
Der Auftrag des neuen Andrew lautet alle zu eliminieren, denen der Professor von seiner Entdeckung erzählt hat und alle Dokumente darüber zu vernichten.
Ausgestattet mit allerlei telepatischen Gaben scheint es ein einfacher Auftrag und zu töten um dem großen Ganzen zu dienen erscheint ihm moralisch gerechtfertigt.
Womit er nicht gerechnet hat, ist Liebe und Fürsorge zu spüren. In seiner Welt gibt es keinen Schmerz, kein Leid und auch keine Sterblichkeit. Dafür gibt es auch kein echtes Glück. Eigentlich gibt es gar keine Emotionen. Der neue Andrew entdeckt dadurch den Wert des menschlichen Lebens und entscheidet sich gegen seine Unsterblichkeit um ein emotionales und endliches Leben zu führen. Er zerstört den Kontakt zu seiner Heimat und verliert dadurch seine Gaben. Aber einfach Andrews Leben zu führen funktioniert auch nicht und somit entschließt er sich „seine Familie“ zu verlassen. Eine Weile führt er ein sehr einsames Leben bis er erkennt: „Aus irgendeinem Grund hatte ich gedacht, ich könnte einfach so weitermachen, mich immer nach vorn zu bewegen und dabei derselbe bleiben. Aber ich war nicht mehr dieses Ich. Ich war jetzt ein Mensch und Menschen verändern sich. Das ist ihre Methode zu überleben – indem sie Dinge tun, wieder rückgängig machen und wieder tun.“
Deshalb nimmt er wieder Kontakt auf zu „seiner Familie“ um hoffentlich doch noch ein erfülltes Erdenleben zu führen.
Für mich war das eine wunderbare Geschichte. Ich liebe diesen Blick von außen, mit dem Matt Haig uns Menschen beschreibt und man kann sich in diesem Roman perfekt wiederfinden. Man kann auch daraus lernen, dass alles halb so schlimm ist denn „eine Tragödie ist nur eine Komödie, die noch nicht ganz fertig ist. Eines Tages lachst du darüber.“
Und zum Lachen hat mich dieses Buch gebracht!
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ein Hund kommt auch darin vor!