Schuld sind nur die Primzahlen

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sorko Avatar

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Es ist schon faszinierend: der Blick auf den Alltag des Menschen aus externer Sicht. Auf seine Gewohnheiten, sein Verhalten, seine Rituale. Auf das Leben, das wir führen. Wir sind es gewohnt und registrieren das meiste Geschehen nur noch unbewusst. Wenn wir es uns bewusst machen würden, könnte uns tatsächlich eine ganze Menge unserer Handlungen merkwürdig oder komisch vorkommen. Aber wir könnten auch dann oft noch einen Grund erkennen, warum wir uns so verhalten. Ein Außerirdischer, der den Grund nicht kennt, muss das noch merkwürdiger finden. Wenn er es verstehen will, muss er schon ein Mensch werden, oder zumindest so fühlen können wie ein Mensch.
Andrew Martin war ein Mensch, denn auch Mathematiker können Menschen sein. Er fand die Lösung eines bisher noch ungelösten mathematischen Problems, das die Entwicklung der Menschheit voranbringen würde. Doch eine hochentwickelte außerirdische Spezies, die anscheinend das Universum überwacht, sieht eine Gefahr darin, dass sich die Menschheit so schnell weiterentwickelt. Die Menschen seien noch nicht reif für dieses Wissen. Also schickt sie einen der ihren auf die Erde, der in den Körper von Andrew Martin gesteckt wird. Der reale Martin existiert nicht mehr. Der Alien-Martin soll nun die Unterlagen über den mathematischen Beweis vernichten und alle Personen, denen der reale Martin davon erzählt hat, umbringen. Klingt schwierig, ist für die außerirdische Intelligenz aber kein großes Problem. Anfangs überheblich und die Menschen als überaus abstoßend empfindend, macht sich der Typ an die Arbeit. Und dann erfährt er etwas von Gefühlen und einigen anderen Seiten des Menschseins. Nicht ohne innere Konflikte gibt er schließlich seine Unsterblichkeit auf und wird zum Menschen.
Die Geschichte liest sich gut und flüssig, sie ist toll geschrieben! Und sie entbehrt nicht der Komik und der Tragik. Allerdings merkt man am Ende doch, dass sie von einem Menschen stammt, und nicht von einem Außerirdischen. Die Aufgabe seiner unsterblichen Existenz, die ja durchaus ihre schönen Seiten hatte, lief mir zu menschlich ab. Ich glaube, der logische Verstand des Alien-Martin hätte das nicht wirklich so zugelassen. Es hätte da noch andere Möglichkeiten gegeben. Abgesehen von dieser kleinen Schwäche, aus menschlicher Sicht durchaus verständlich, hat mir das Buch gut gefallen. Und es enthält auch ein paar interessante Hinweise auf reales Geschehen, zum Beispiel auf den Mathematiker Perelman, der ja tatsächlich auf die Fields-Medaille und auf eine Million Dollar verzichtet hat. Von Riemann und den Primzahlen ganz zu schweigen.
Empfehlenswert, bringt Spaß beim Lesen, was will man mehr?!