Helene und Monsieur Roger

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Hélène ist acht, behauptet aber sie sei zehn. Gemeinsam mit ihren Eltern, die ein Alkoholproblem haben und nicht sehr gut mit dem Leben zurecht kommen, und mit ihren Geschwistern lebt sie in einer ärmlichen Wohngegend in Frankreich. Hélène nennt sich selbst Joey und obwohl sie ein zartes,kleines Mädchen ist, verdient sie mit Zeitungsaustragen Geld und sichert so die regeläßigen Mahlzeiten ihrer Familie. Auch sonst übernimmt sie viel Verantwortung und hat schon fast die Rolle einer Erwachsenen inne. Damit ist sie eigentlich ein bißchen überfordert und fühlt sich häufig allein, bis eines Tage Monsieur Roger auf dem Nachbargrundstück sitzt und ihr mitteilt, dass er nun auch unten im Haus wohnt. Zunächst hält Joey nicht viel von diesem alten, verschrobenen Mann-zuviele Menschen hat sie schon kommen und gehen -zuviel Elend schon gesehen. Doch Monsieur Roger scheint anders zu sein, er passt auf Joey auf....

Marie-Renée Lavoie hat einen sehr angenehmen,zarten aber detaillreichen Schreibstil. Aus der Ich-Perspektive lässt sie ihre Protagonistin Hélène aus ihrem Leben berichten. Dabei hat der Hauptcharakter allerdings eine für eine achtjährige ungewöhnliche Auffassungsgabe. Dies wirkt zwar außergewöhnlich aber nicht unbedingt unrealistisch, denn es verdeutlicht, dass das kleine Mädchen aufgrund seiner Erfahrungen und der Umstände schneller "erwachsen" werden musste als andere Kinder. Man gewinnt Hélène schnell lieb und auch der fluchende, griesgrämige Monsieur Roger wirkt irgendwie sympathisch. 

Mir hat die Leseprobe ansich gut gefallen, allerdings mag ich es nicht, wenn mehrere Teile aus verschiedenen Stellen des Buches Inhalt einer Leseprobe sind. Zum einen, finde ich es schwieriger mich dann auf einenText einzulassen, zum anderen fange ich an zu befürchten, dass mir die besten Stellen präsentiert werden und der Rest eher uninteressant ist. So wie es scheinbar auch manchmal bei Trailern zu Kinofilmen passiert. Eigentlich wäre es in diesem Fall glaube ich auch nicht nötig gewesen, denn schon die ersten beiden Teile haben bei mir den Eindrucj hinterlassen, dass mir der Schreibstil und die Machart gefällt und das es ein interessantes Buch sein könnte-den letzten Teil habe ich dann auch nur überflogen. Etwas gewöhnen musste ich mich daran, dass die achtjährige sehr reif für ihr Alter ist, wobei zwischendurch jedoch durchscheint, dass sie zwar alles mitbekommt,aber noch nicht alles versteht.Gerne würde ich das Buch von Beginn bis zum Ende lesen, um zu Erfahren wie die Freundschaft der beiden Hauptcharaktere verläuft und wie sie sich gegenseitig beeinflussen und sich möglicherweise sogar aus ihrer eher negativen Lebensperspektive befreien. Der Schreibstil und der Klappentext machen Lust auf mehr und ich bin froh, dass ich mich doch noch auf diese Leseprobe eingelassen habe.