Sprachlich ausgefeilt

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singstar72 Avatar

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Handlungsreich ist die Leseprobe bisher nicht - und auch der Teil der Handlung, der sich hier andeutet, ist nicht eben außergewöhnlich. Ein Mann mittleren Alters reist einer jungen Frau hinterher - beide haben sich offenbar auf eine Liebelei eingelassen, beide sind anderweitig gebunden. Doch insgeheim erhofft er sich mehr - sieht sich jedoch außerstande, seine Gefühle wirklich zu benennen.

Dennoch - der Reiz der Lektüre bestand für mich in der Erzählhaltung, und der geradezu ausgefuchsten Sprache. Die ganze Haltung ist sehr selbstironisch; der "Erzähler" nimmt zum "Helden" eine gewisse Distanz ein, was einen karikierenden Effekt hatte. Das erinnerte teils an den "Zauberberg", teils auch an "Rabbit Angstrom". Der Held dient, ganz ohne es verschleiern zu wollen, lediglich als Schaubild der Gefühle.

Sicher wäre es günstig, das Original zu kennen, um das Sprachniveau beurteilen zu können. Die Sprache wirkt im Deutschen jedenfalls leicht gewollt altertümlich, ein wenig verschroben - aber auf kunstvolle Art! Nun ist diese Eigenschaft dem gehobenen Französisch grundsätzlich eigen. Ich wüsste gerne, ob der Autor dies bewusst eingesetzt hat.

Doch, das Buch interessiert mich sehr. Gerade auch deshalb, weil schon wieder ein Flugzeug eine Rolle spielt - wie in "Die Anomalie". Und auch noch ein verspätetes! Wie nun die Liebesaffäre ausgeht, ist für mich von untergeordneter Bedeutung. Den Gedanken des Helden, bzw. des Erzählers, würde ich jedoch gerne weiter folgen.