Operation am offenen Herzen

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fiammetta Avatar

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Charlotte befindet sich auf einer Traumhochzeit auf Mallorca. So weit so traumhaft. Der einzige Schönheitsfehler: es ist nicht ihre. Antonia, ihre beste Freundin, heiratet Tom, Charlottes ehemaligen Lover. Diesen möchte Charlotte nicht zurück, das Einzige, was sie möchte, ist, mit fast 40 auch endlich in den Hafen der Ehe zu segeln, und zwar mit allem Drum und Dran. Das aber ist für die leicht neurotische und etwas übergewichtige Kardiologin (der Fluch der Gummibärchen!) jedoch leider nicht ganz so einfach. Charlotte nämlich hat "hammermäßige Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen" und sieht sich daher schon jetzt mann- und kinderlos im Altersheim. Diese Hochzeit jedenfalls ist eine Tortur, zumal sich herausstellt, dass ihre sogenannte beste Freundin ein falsches Spiel mit ihr spielt. Am Ende sitzt sie die Nacht über am Flughafen - weiterhin ohne Mann, inzwischen aber auch ohne Freundin.

Der Roman ist mit flotter und geübter Hand geschrieben. Was allerdings stört, ist die Tatsache, dass man stellenweise das Bemühen um Komik zu deutlich erkennen kann. Außerdem: Man zeige mir eine Krankenhausärztin der Spitzenklasse, die nie Nacht- und Wochenenddienst hat und zu allem Überfluss keine Körperkontakt erträgt. Da wäre an sich zu erwarten gewesen, dass es niemals zu einem medizinischen Examen gekommen wäre. Und ist es wirklich wahrscheinlich, dass ein Staranwalt bereits kurz nach dem Hochzeitswalzer mit seiner Frischangetrauten derart betrunken ist, dass er sich öffentlich und vor allen Augen an deren beste Freundin heranmacht und sie begrapscht? Ein Klempner, der in einem öffentlichen Krankenhaus, das nach Richtlinien der Auftragsvergabe arbeiten muss, kurz nach Feststellen eines Lecks bereits bereit steht und dann auch noch vollkommen respektlos mit einer Ärztin spricht? Nie und nimmer.

Insgesamt muss ich leider sagen: Der Text ist viel zu bemüht konstruiert, zu sehr dem Klischee verpflichtet (Akademikerinnen sind natürlich immer in Gefahr keinen Mann abzubekommen). Was nicht nötig gewesen wäre, da die Idee, etwas weniger dick aufgetragen, genauso funktioniert hätte.