Ida

Eine unbequeme Frau

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Katharina Adler erzählt die Geschichte ihrer Urgroßmutter Ida. Idas wechselhaftes Leben im Österreich Anfang des 20. Jahrhunderts ist von Unsicherheit geprägt, schon in ihrer Kindheit musste sie den kranken Vater pflegen und entwickelt physische und psychische Beschwerden. Die Behandlung bei dem noch unbekannten Siegmund Freud bricht sie ab. Später sympathisiert sie mit der Sozialdemokratie, verliert ihr Vermögen und muss auswandern.

Insgesamt kommt das Buch etwas sperrig daher. Ständig wird zwischen Zeiten und Orten gesprungen, sodass man immer in Gefahr ist, den Überblick zu verlieren.

Auch Ida als Person bleibt sperrig. Sicherlich ist sie keine absolut positive Persönlichkeit, aber ich hätte gerne mehr Informationen über sie gehabt, um Verständnis aufbringen zu können. Manche Geschehnisse (z.B. was mit Hans passiert ist), bleiben zu sehr im Dunkeln. Vielleicht wollte die Autorin nicht zu sehr spekulieren und sich an die dürftigen Fakten halten, aber für den Leser ist dieses Vorgehen eher unbefriedigend.

Auch der Klappentext weckt falsche Erwartungen. Dort wird sich sehr auf die Behandlung durch Freud konzentriert, was im Buch aber nur einen kleinen Teil der Geschichte ausmacht. Stattdessen wird viel über die politische und gesellschaftliche Situation berichtet und Idas Bruder und ihr Sohn nehmen gegen Ende hin so viel Platz ein, dass die Protagonistin fast verschwindet.
Trotz der Kritikpunkte ein lesens- und hörenswertes Buch. Es ist eine vielschichtige Geschichte, die die Auflösung nicht auf dem Silbertablett präsentiert, sondern Mit- und Nachdenken fordert. Man muss allerdings Durchhaltevermögen mitbringen.