Dunkle Familiengeheimnisse

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milkahase Avatar

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Carl kehrt in seine frühere Heimat zurück, ein kleines, idyllisches Dörfchen in Norwegen, wo jeder Jeden kennt und viel geredet wird. Sein Bruder ist nach dem Tod ihrer Eltern geblieben und lebt allein auf dem alten Familiengrundstück. Carl kehrt nicht alleine zurück, sondern mit seiner Frau Shannon, denn gemeinsam wollen sie dem verschlafenen Nest zu neuem Aufschwung verhelfen. Der Bau eines Spa und Wellness Hotels soll die neue Attraktion werden und Touristen anlocken, von denen alle im Dort profitieren werden. Doch leider läuft der Bau nicht ganz wie geplant ab. Es tun sich Abgründe aus der Vergangenheit auf, die ihre Pläne durchkreuzen.

Es verspricht, spannend zu werden. Welche Geheimnisse verstecken die beiden Brüder?

Das Buch beginnt sehr vielversprechend. Die Handlung baut sich langsam auf. Man lernt die beiden Brüder kennen und immer wieder gibt es Andeutungen zu Vorfällen aus deren Vergangenheit. Zu Beginn liegt der Fokus jedoch auf der Gegenwart. Nach und nach wird jedoch in Rückblicken die Vergangenheit des älteren Bruders auseinander genommen. Es kommt mehr und mehr die Wahrheit ans Licht und es wird klar, wie die Geschichten wirklich abgelaufen sind. Man blickt hinter die Fassade und bekommt den wirklichen Quarakter der beiden Protagonisten zu sehen.

Ich bin sehr zwiegespalten, was dieses Buch angeht.

Einerseits ist es wirklich gut geschrieben. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber es macht trotzdem Spaß, dranzubleiben. Die Personen sind sehr authentisch und glaubwürdig ausgearbeitet. Ich bin begeistert, wie die einzelnen Ereignisse immernoch zusammenpassen und sich der rote Faden durch das Buch zieht. Auch das Ende bleibt bis zum Schluss offen und man kannt mitfiebern, wie es wohl ausgehen wird.

Andererseits finde ich die Geschichte teilweise wirklich sehr übertrieben, überzogen und unglaubwürdig. Es ist einfach eine Nummer zu viel. Ab der Hälfte wird die Handlung voraussehbar. Es scheint, als gebe es immer nur einen Weg, Probleme zu lösen, der sich immer wiederholt. Dadurch geht die Spannung leider verloren. Der Hotelbau gerät komplett in den Hintergrund, er scheint nur noch Alibimäßig ab und zu auf der Bildfläche zu erscheinen, die Abgründe und die gestörten Persönlichkeiten sind das Einzige, worum es noch geht. Nicht leicht, das alles zu verkraften.

Ich hatte eine völlig andere Erwartungshaltung an dieses Buch und es lässt mich einfach ratlos und verstört zurück. Meinen Lesegeschmack hat es leider nicht getroffen und ich würde es auch ungern weiterempfehlen, wenn man nicht schon mit Büchern von Jo Nesbo vertraut ist.