Ungewöhnlich aber sehr gut

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
anett.syring Avatar

Von

„ihr königreich“ von Jo Nesbø, Verlag Ullstein, habe ich als HC mit 592 Seiten gelesen, diese sind in 71 Kapitel und 7 Teilen eingeteilt. Erzählt wird in der Ich-Perspektive von Roy.

In den Bergen der norwegischen Kleinstadt Os leben die Brüder Roy und Carl. Schon in Kindertagen war Roy immer für seinen Bruder da und räumte Probleme aus dem Weg. Als sie Teenager waren, starben ihre Eltern und ihr Onkel kümmerte sich um sie. Dann ging Carl nach Amerika zum Studium und Roy arbeitete in der Werkstatt seines Onkels und übernahm diese später. Nach 15 Jahren kommt Carl mit seiner Frau Shannon und großen Plänen für ein Hotel auf dem Berg zurück nach Os. Er ist immer noch der alte Sunnyboy, aber selbstbewusster als früher. Und schon beginnen die Probleme wieder und Roy muss diese beseitigen, damit Nichts und Niemand in ‚ihr Königreich‘ eindringen und es kaputt machen kann.

Zu Beginn musste ich mich etwas einlesen, es ist ja kein Harry Hole. Die Perspektive wechselte immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit und es gab kamen eine Menge Fragen auf. Aber das klärte sich im Laufe des Buches auf. Der Teil 4 befasste sich dann mit der Vergangenheit der beiden Jungs und ihrer Familie, womit dann alle Unklarheiten beseitigt waren.

Die beiden Brüder sind sehr unterschiedlich. Roy war schon immer der ruhigere, etwas wortkarge Junge, der lieber an Autos bastelte als unter vielen Menschen zu sein. Er entwickelte sich zu einen recht schlauen Mann, der seine Handlungen gut durchdenkt und professionell handelt. Er lebte bis zur Rückkehr seines Bruders allein und etwas eigenbrödlerisch in seinem Elternhaus.
Carl war als Kind auch für seinen Bruder da, indem er seine Aufsätze korrigierte. Die beiden hielten fest zusammen und waren untrennbar. Als Erwachsener und mit seinen Erfahrungen aus Amerika war er der strahlende Mann, der die Leute mit seinen Argumenten von seinen Plänen überzeugen konnte. Aber wenn es schwierig wurde, musste Roy wieder ran. Carl empfand ich schon als sehr manipulativ, gab sich immer hilfebedürftig und hatte selber genug Dreck am Stecken. Trotzdem waren die Brüder immer untrennbar und füreinander da.
Im Dorf wurde schon immer über die Familie geredet, was sich auch nach dem Tod der Eltern nicht änderte. Die Verhältnisse unter den Bewohnern haben mir sehr gefallen und wurden gut dargestellt.

Es ist kein typischer Krimi, eher eine Familiengeschichte. Trotzdem fand ich sie spannend und letztlich sehr traurig.
Der Schreibstil war gut und ich kam doch zügig voran. Allerdings empfand ich die Beschreibung der Taten als sehr emotionslos und kalt. Aber wahrscheinlich war das so, weil der Täter genauso dachte und handelte.
Insgesamt ein empfehlenswertes Buch.