Genau, was ich gewollt habe

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laberlili Avatar

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Dieses Kochbuch kommt genretypisch zum Einen in gebundener Form daher und ist zum Anderen ca. doppelt so groß wie die sonstigen broschierten Erzählbände der Online-Omi. Die Aufmachung entspricht mit der weiß-roten Karooptik (jene ist übrigens auch im Prägedruck gestaltet, man kann den „Stoff“ quasi fühlen) nicht nur traditionellen Geschirrtüchern, sondern eben auch jenen Notizbüchern von einst, in dem bereits Uroma ihre Rezepte handschriftlich vermerkt hatte; selbst ohne die Online-Omi zu kennen, würde mir das Motiv da „Ommas Rezepte!!!“ auf den ersten Blick entgegenschreien.
Tatsächlich konzentriert sich dieses Buch auch voll und ganz auf die Rezepte: Es gibt ein kurzes Vorwort sowie zu jedem Rezept einen knappen, zumeist heiteren Kommentar Renate Bergmanns, aber auf launige Anekdoten muss man hier ansonsten komplett verzichten. Die Rezepte erstrecken sich jeweils über eine Doppelseite, wobei auf einer Hälfte davon ein Bild des fertigen Gerichts abgebildet ist und die andere Seite jeweils das Rezept bereithält. Was mir bei den Fotos positiv aufgefallen ist: die Essen sehen alle sehr gut ausgeleuchtet und minimal kontrastreicher gefiltert aus, wirken dabei aber weder gekünstelt noch so als würde das nachgekochte Gericht bei einem daheim doch immer komplett anders aussehen.

Nicht nur die Buchgestaltung sieht von vornherein nach Omas Rezepten aus, sondern ganz erwartungsgemäß präsentiert die Online-Omi auch ebensolche. Da ist dieses Kochbuch sehr traditionell, und es gibt nun auch eine kurze Abteilung „Wenn Kirsten kommt“, in der vegetarische Rezepte aufgeführt sind (zudem gibt es noch die Sektion „Beilagen“, in der auch diverse vegetarische Gemüserezepte zu finden sind; find ich im Übrigen gut, dass jene Beilagen nicht auch mehr oder minder verlegenheitstechnisch einfach mit bei den vollwertigen vegetarischen Gerichten einsortiert wurden), aber Veganer*innen kommen hier definitiv zu kurz: Oma kocht halt viel mit Sahne und Butter, oder brät in Schmalz an.
Die enthaltenen Rezepte sind definitiv auch nicht überraschend: das Buch enthält die typische deutsche Hausmannskost (Falscher Hase, Käse-Hack-Lauch-Suppe, Königsberger Klopse, Rahmwirsing, Grießklößchen, Erbsensuppe, Möhreneintopf, Serviettenknödel…) wie Mama, Oma, Uroma sie eben gerne auf den Tisch gestellt haben. Ich koche fast jeden Tag, quer durch die Weltgeschichte, und vor Allem quer durch diverse online verfügbare Rezeptsammlungen, und dabei kommen „Rezepte von Omma“ zugegeben sehr kurz; bei der einen Oma wüsste ich außerdem gar nicht, ob noch irgendwo irgendwelche Rezeptkladden vorhanden wären, und bei der anderen Oma hatte sowas zwar mal existiert, wobei sie ihre Rezepte immer in Sütterlin aufschrieb, was ein weniger großes Problem gewesen wäre, wenn sie nicht zusätzlich, und auch laut eigener Aussage, eine absolute Sauklaue gehabt hätte. Selbst wenn deren Notizbücher plötzlich wieder auftauchen würden, könnte ich also eher rein gar nix damit anfangen.
Das Kochbuch der Online-Omi wollte ich von daher nach einem kurzen Blick ins Buch unbedingt haben, einfach um so eine gedruckte, ordentliche Sammlung typischer Oma-Rezepte zu haben, die zudem vor Allem nicht wie in vielen Onlinedatenbanken „auf einem Rezept meiner Oma basieren, aber ich habe es auf diese und jene dann noch eine ganz andere Weise aufgepimpt“, sondern ohne verändertes Klimbim eben an der Basis geblieben sind.

Ich mag dieses Kochbuch nun wirklich sehr; es ist genau so sehr Oma-Rezepte, wie ich es mir gewünscht habe. Für jemand, der aber genau derlei Hausmannskost ständig zubereitet, dürfte es ein eher uninteressantes Buch sein; meine Mama täte z.B. vermutlich nur darauf hinweisen, dass sie schon zig Landfrauen-Kochbücher besitzt und außerdem doch genau weiß, wie man Kohlrouladen zubereitet und dass sie auch ohne nachzuschlagen einen Tortenboden backen kann. Mir fehlt dieses Wissen hingegen. Naja, jetzt nicht mehr. ;)