Spiegelscherben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
owenmeany Avatar

Von

Edel liegt das Buch in der Hand: ästhetisch gestaltetes Titelbild, die Seiten gebunden und nicht geklebt, exquisit illustriert. Mit großer Lust starte ich schon deshalb die Lektüre.

Jacob plaudert munter drauflos und verliert zwar manchmal die Nerven, aber nie seinen Witz durch all die haarsträubenden Abenteuer hindurch, die ihn zusammen mit zwei Freunden und leider auch seiner kleinen Schwester unter die Erdoberfläche verschlagen. Das Buch sprüht von Sprachspielereien, überbordender Fantasie und irrwitzigen Ideen wie einem See der Traurigkeit und einem versteinerten Wald. Skurrile Gestalten verbreiten Spannung und Situationskomik.

So bestehen die vier, geführt von Nereide, aufregende Abenteuer, dem Auftrag gemäß "die Welt zu retten", aber was das konkret bedeutet, erfährt man erst auf Seite 155.

Bei all den filmreifen Szenen mit nicht zu bestreitender Binnenspannung fehlt mir der große Bogen, der dem Ganzen Sinn verleiht. Das ist die Gefahr von Fantasy: die Autoren begeistern sich für ihre bewundernswert vielfältigen Einfälle und kommen dabei vom Hundertsten ins Tausendste, verlieren dabei aber den Überbau aus den Augen, der ihrem Werk innere Logik bescheren sollte. Nachdem sich Herzog viel Zeit gelassen hat, bis die Kinder ihr Ziel erreichen, erscheint mir die Auflösung am Ende etwas billig. Viel Lärm um nichts also.

Des Weiteren verliere ich immer mehr das Verständnis für die Marketingstrategie der Verlage, solche Geschichten von vornherein auf mehrere Bände anzulegen, um die Leser an ein bestimmtes Produkt zu binden. Das kann jedoch auch nach hinten losgehen, wenn Band 1 nicht überzeugt.