Eiskalter Mörder

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lindenblomster Avatar

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Edie ist an der örtlichen Schule Lehrerin, aber um ihr Gehalt aufzubessern jobt sie als Touristenführerin. Sie benötigt das Geld hauptsächlich um ihrem ehemaligen Stiefsohn Joe eine Sanitäterausbildung zu finanzieren. Bei einem ihrer Aufträge wird ein Mann erschossen. Die Dorfältesten, allen voran der Bürgermeister, wollen die Sache unter den Tisch kehren und es als Unfall darstellen. Da Edie ihren Job nicht gefährden will, stimmt sie dem zu. Als eine Weile später Edie mit Joe eine Tour übernimmt kommt es wieder zu einem Umglück. Joe verliert seinen Mann und kehrt verwirrt ins Dorf zurück. Tags darauf ist er tot. Viele Zeichen deuten auf Selbstmord. Selbstmord ist bei den Jugendlichen nicht selten. Aber Joe hatte eine Zukunft vor sich. Edie glaubt nicht an Selbstmord. Da erwacht in ihr die Jägerin. Stück für Stück fügt sie Puzzleteile zusammen, immer im Kampf mit sich und der Obrigkeit. Außer dem Polizisten Derek Palliser hat sie keinen Verbündeten auf ihrer Jagd.

Melanie McGrath ist ein Krimi der anderen Art gelungen. Der Leser wird in die unwirtliche Gegend nördlich des Polarkreises geschickt. Es gibt keine rasanten Jagden, in der Arktis bewegt man sich langsam um nicht ins Schwitzen zu kommen. Knifflige Polizeiarbeit gibt es auch nicht. Die Ermittlung geht von Edie aus und ihrem Spürsinn. Es wird ein Netz aus Lokalpolitik, Forschungsarbeit, Wirtschaftsinteressen und Drogen gesponnen. Mein Verdächtiger hat sich nur als käuflich aber nicht als Mörder entpuppt.

Toll fand ich die Darstellung der Lebensweise der Inuit. McGrath hat so anschaulich geschrieben, daß ich mich als Zuschauer am Rande des Geschehens fühlte. Schlimm ist die Trostlosigkeit der Bewohner, welche sie mit Alkohol und Drogen betäuben. Da kommen die Südler und wollen den Inuit die Welt erklären. Wo sich doch in ihrer Welt (der Arktis) niemand so auskennt wie sie! Anhand der Beschreibung der Tagesabläufe bekommt man einen Eindruck wie sich die Erderwärmung vor Ort auswirkt. Statistiken sagen nicht viel aus, aber wenn die Inuit ihre jahrhunderte alte Erfahrung über Bord werfen müssen, ist das etwas anderes. McGrath hat in die Erzählung immer wieder Wörter in Inuktitut eingefügt, welche auch gleich übersetzt wurden. Ich habe versucht sie zu lesen, aber für uns Südler sind das eher Zungenbrecher. Es im Original zu hören ist bestimmt wie ein Summen oder Singen.

Eine Geschichte über eine starke, starköpfige Frau, die das Herz einer Mutter und den Spürsinn einer Jägerin hat.