Tod im hohen Norden

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matheelfe Avatar

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Im Norden Kanadas, in der Hohen Arktis, ist Edie mit zwei amerikanischen Touristen auf einem Jagdausflug. Edie ist eine erfahrene Arktis-Jägerin. Sie gehört dem Volk der Inuit an.

Während sie die Süßwasservorräte für ihre Expedition auffrischt, hört sie einen Schuss. Ihm folgt ein Schrei. Einer der Expeditionsteilnehmer wurde angeschossen. Gleichzeitig zieht ein Schneesturm auf. Edie tut alles, um den Mann bis zum Eintreffen eines Flugzeuges am Leben zu erhalten. Das gelingt ihr zwar, doch im Flugzeug stirbt er. Im Dorf ist keiner an der Aufklärung des Todes interessiert. Man verbucht es unter Jagdunfall. Damit Edie ihre Lizenz behalten kann, muss sie zustimmen. Doch es war nicht der letzte Tote.

Mit Edie ist der Autorin die Charakterisierung einer starken Frau gelungen. Gleichzeitig wird das Leben im ewigen Eis erstklassig beschrieben. Je mehr die Inuit sich von ihrer herkömmlichen Lebensweise entfernen, umso anfälliger sind sie für Alkohol und Drogen. Auch Edie hat sich zweimal aus diesem Teufelskreis befreit und sich ein eigenes Leben aufgebaut. Sie riskiert viel, steht dabei häufig allein und schafft es, die Morde aufzuklären.

Das Leben in der Arktis ist hart. Der Roman zeigt, wie viele daran zerbrechen. Einigen wenigen gelingt es, sich in der Welt der Inuit zu behaupten. Gleichzeitig ist die Wirtschaft an den Bodenschätzen unter dem ewigen Eis interessiert.

Edie arbeitet auch als Lehrerin. Dabei versucht sie, neue Wege zu gehen. Sie weiß, dass die meisten Kinder das, was sie in der Schule lernen, nie brauchen werden. Das Leben im Familienverband ist ihnen wichtiger, als die Arktis zu verlassen, um eine höhere Schulbildung zu erwerben. Diesen Schritt trauen sich nur einige zu, da ihre Chance gering ist, danach einen gutbezahlten Job in der Heimat zu erhalten. Besser wäre es, würden ihnen die Fähigkeiten vermittelt, die sie zum Überleben in Schnee und Eis benötigen.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Schönheit, aber auch die Härte der Landschaft zu beschreiben. Wenn Edie ihre Begleiter darauf aufmerksam macht, dass sie stille sein müssen, weil ein Schrei eine Eiswand zum Einsturz bringen kann, ist das für mich als Leser erst einmal unvorstellbar. Die Kälte des Nordens, die Gewalt des Eises und das bizarre der Landschaft wird im Roman vorstellbar. Gegenüber der unberechenbaren gewaltigen Natur ist die eigentliche Krimihandlung nur Beiwerk, auch wenn sie für etliche Überraschungen sorgt.

Veränderungen auf Grund des Klimawandels werden angedeutet. Die Sorgen der Einwohner sind spürbar. Das Wirken der Vorfahren gehört zum Wissen und wesentlichen Lebensinhalt der Inuit.

Dass die Inuit eine eigene Kultur und Lebensweise haben, die sich von unserer grundlegend unterscheidet, zeigt sich bei den Essgewohnheiten.  Da würde mein Magen streiken.

Der Roman besticht durch seine genaue Beschreibung von Land und Leuten, die tiefgehende Charakterisierung der Protagonisten und das Aufzeigen der Gefahren für diese einzigartige Naturlandschaft. Er ist spannend geschrieben und lässt sich zügig lesen. Einzelne Inuitbegriffe im Text unterstreichen die Authentizität.

Wichtig finde ich die kurze Erläuterung zur Sprache der Inuit im Anhang.