Bezaubernd!

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Während Rosemary ein alte, selbstbewusste Dame ist, die sehr unter dem Tod ihres geliebten Ehemannes George leidet und den Leser immer wieder in Rückblenden, den Beginn und die vielen Jahrzehnte ihrer Ehe bzw ihres Lebens (natürlich u.a. auch im Freibad) erläutert, wirkt die unsichere und von Panikattacken getriebene Kate im großen London recht verloren. Kate arbeitet als Journalistin bei einem Lokalblatt und berichtet meistens über vermisste Haustiere oder andere Banalitäten, ein Privat- und Liebesleben findet bei ihr nicht statt. Durch die drohende Schließung des Freibads, über das Kate in der Lokalzeitung berichteten soll, lernen die beiden Frauen sich kennen - Rosemary hat ein feines Gespür für Kates Psyche und ihre Ängste und macht das einzig logische in diesem Moment: sie animiert Kate dazu, sich im Freibad einfach mal den Stress und Frust vom Leib zu schwimmen und sich so die Wichtigkeit des Freibads für die Menschen, die dort leben, bewusst zu machen. Nach anfänglichen Zweifeln, die Kates ständige Begleiter sind, empfindet diese das Freibad immer mehr als Ruhepol und baut ihre Bekanntschaft mit Rosemary in eine tiefe Verbundenheit und Freundschaft aus. Gemeinsam macht sich das ungleiche Duo daran, das Freibad retten zu wollen - Kate berichtet im Lokalblatt, während Rosemary an anderer Stelle versucht, diverse Mitstreiter für ihr Projekt zu gewinnen, denn der Gegner erweist sich als geldgieriger Investor, dem die Interessen der Nachbarschaft ziemlich egal sind, solange der Profit stimmt. Kann das Frauen-Duo die Schließung abwenden oder kommt am Ende doch alles ganz anders...?

Eigentlich lese ich keine oder kaum sogenannte "Frauenromane", denn Herzschmerz, die große Liebe und weibliche Problemkrämerei ist nicht so mein Genre. Aber, wie der Zufall es manchmal so will, bin ich an ein Exemplar "Im Freibad" von Libby Page gekommen und habe mich ohne große Erwartungen an die Geschichte von Rosemary und Kate herangetraut. ;-) Und, ich freue mich wirklich, die Entwicklung der beiden Frauen und ihrer Freundschaft beigewohnt zu haben. Libby Page versteht es wirklich gut, dem Leser die Gefühlswelten der beiden, die sich schon durch ihren Altersunterschied stark unterscheiden, näher zu bringen, ohne dabei kitschig oder schnulzig zu sein. Sie lässt einen tief in die menschliche Seele und deren Bedürfnisse blicken, ohne die Protagonisten dabei bloßzustellen oder schwach wirken zu lassen. Nichts wirkt überladen, aber auch nicht oberflächlich - die tiefe Liebe Rosemarys zu ihrem Mann George und dessen Verlust fasst die Autorin in sehr berührende Worte, man trauert mit der alten Dame und kommt unweigerlich selbst ins grübeln, was der Tod eines geliebten Menschen in einem für eine Leere zurücklässt. Auch die Darstellung Rosemarys als Person und ihres gealterten Körpers lässt einen immer mal wieder an sein eigenes Umfeld denken, respektvoll schildert die Autorin die Macken, die das Alter so mit sich bringen kann. Aber auch die junge Kate macht im laufe der Geschichte die ein oder andere positive Veränderung durch, bekämpft mit Hilfe von Rosemary ihre Dämonen, schließt Freundschaften, vertieft den Kontakt zu ihrer Familie und findet am Ende sogar noch was für´s Herz. Alles in allem ein schöner Roman, der berührt und einen indirekt dazu auffordert, mal über den eigenen Tellerrand zu gucken, sich ruhig auf was Unbekanntes einzulassen und mit den schönen Dingen des Lebens zu befassen. Trotzdem liest sich das Buch sehr angenehm und eignet sich bestimmt auch klasse als Urlaubslektüre am Strand oder an einem anderen schönen Ort, vielleicht im nächsten Freibad? ;-)