Durchs Leben schwimmen

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tochteralice Avatar

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Das tut Rosemary Peterson im wahrsten Sinne des Wortes - bereits seit achtzig Jahren ist sie eine treue Besucherin des Freibades in Brixton, dem Londoner Stadtteil, in dem sie ihr Leben lang gelebt hat - sogar während des Krieges wurde sie nicht evakuiert, als eines der wenigen Kinder.

Inzwischen gehört es zu ihrem Leben dazu - wie sehr, das merkt sie erst, als es geschlossen werden soll! Ein Immobilienhai will es zur zentralen Sportanlage seines Wohnkomplexes umbauen und aus dem Pool selbst einen Tennisplatz machen! Sie schafft es, einige Leute zur Gegenwehr zu mobilisieren, allen voran Journalistin Kate, angestellt beim Lokalblatt, jung und noch ganz neu im Quartier.

Ja, eigentlich lernt Kate erst durch Rosemary Brixton kennen und lieben. Man könnte sogar sagen, dass sie erst durch Rosemary lernt, das Leben zu genießen - allen voran das Schwimmbad, das auch für sie - nicht nur wegen Rosemary zu einem unverzichtbaren Mittelpunkt des Viertels wird. Aber sie lernt auch Mitmenschen kennen, nämlich viele ihrer neuen Nachbarn und sie erfährt, dass Freunde manchmal so wichtig sind wie eine Familie. Und das Freunde mitnichten nur Altersgenossen sein müssen - manchmal entwickeln sich Personen zu Schicksalsgefährten, von denen man es nie erwartet hätte.

Trotz diverser positiver Erfahrungen vor allem im sozialen Bereich scheint es einfach unmöglich zu sein, die Schließung des Bades zu verhindern, zumal die Stadt gemeinsame Sache mit dem Investor macht.

Ein warmherziger Roman, der nicht nur die Gegenwart beschreibt - nein, Rosemary blickt zurück auf ihr ganzes erfülltes Leben, von dem sie einen Großteil - nämlich mehr als sechzig Jahre - mit Ehemann George, dem lokalen Gemüsehändler, verbracht hat. Ein glückliches Leben, das sich fast ausschließlich in Brixton abgespielt hat.

Ein Roman von einer jungen Autorin, die ein großes Verständnis und Einfühlungsvermögen für und in ihre Mitmenschen unterschiedlicher Geschlechter, Herkunft und Generationen hat. Sie beschreibt sie mit einer Wärme und Aufmerksamkeit, ja Zärtlichkeit, die ihresgleichen sucht. Und für die die Vermittlung immaterieller Werte wie Freundschaft, das Füreinander Einstehen und das Teilen sowohl von Sorgen als auch von Freuden an oberster Stelle steht.

Wer einen sommerlichen Unterhaltungsroman mit einem gewissen Anspruch, einer Botschaft sucht, der sich nicht nur für den London-Urlaub eignet, der wird von diesem Roman nicht enttäuscht sein. Es werden mitnichten nur die heiteren Stunden des Lebens erzählt, doch legt man das Buch mit einem Lächeln und einem warmen Gefühl im Bauch, wenn man nicht gerade ein absoluter Misanthrop ist.