Unaufgeregt

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Was da unter dem so lapidar anmutenden Titel „Im Freibad“ daherkommt, ist nichts weniger als ein unaufgeregtes Kleinod, eine Geschichte darüber, was Einsamkeit, Verluste und Gentrifizierung aus Menschen bzw. der Gesellschaft machen. Doch der Reihe nach:

Das Grundgerüst der Geschichte ist einfach, da sind Rosemary, 86, eine gefestigte Person, deren Mann George vor nicht allzu langer Zeit starb, und Kate, eine junge Journalistin mit Panikattacken. Kate soll für das Brixtoner Lokalblatt einen Artikel schreiben über die geplante Schließung des Freibads, wo Rosemary zeit ihres Lebens schwamm. So begegnen die beiden einander. Für Rosemary ist das Schwimmbad ihr Leben, ihr Paradies, das ihr eine Firma namens „Paradise Living“ wegnehmen will, wer wäre da geeigneter für ein Interview, welche Folgen eine Schließung hätte. Die Frauen freunden sich an und kämpfen für die Erhaltung des Bads. Diesen Erzählstrang verflicht die Autorin mit der Geschichte einer altmodischen großen Liebe zwischen Rosemary und George: Altmodisch, weil die beiden zusammenbleiben, es keine austauschbare Beziehung ist wie vieles heute – die nicht „profitorientiert“ und egoistisch ist.

Prinzipiell fungiert das Freibad „nur“ als Aufhänger, den die Geschichten aus dem Leben der dort ein- und ausgehenden Personen umschnörkeln.

Libby Page ist eine scharfe Beobachterin, die leicht, unangestrengt und mit leisem Humor (grandios „Paradise Living“) gänzlich ohne (künstliche) Empörung auskommt und sich damit wohltuend von dem üblichen Getöse unterscheidet, wobei sie dennoch klar zeigt, dass das Lied der Gentrifizierung, das wir in Deutschland singen können, ein stilles Gemurmel im Vergleich zu dem ist, das in London zu singen wäre. Darin liegt auch eine der großen Stärken des Buches: Die Autorin schafft Atmosphäre, und zwar nicht nur die Londons, sondern auch eine ganz bestimmte literarischer Art. Klar, manches ist vorhersehbar … doch dieses Buch ist auch eine stückweit eine Ode darauf, unabhängig vom Ergebnis für Dinge zu kämpfen, die einem im Leben wichtig sind. Meine Entdeckung des Frühjahrs!