Toller Krimi

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missmarie Avatar

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"Das sind Plantagen. Kultivierter Boden mit akkurat in Reih und Glied wachsenden Tannen, Fichten, Birken, Pappeln. Keinen Deut besser als Bananen- und Palmölplantagen in Südamerika. Mit Natur hat das nichts mehr zu tun."

So formuliert es ein Mitarbeiter der NGO Rettet die Wälder, die in Sandra Åslunds Roman "Im Herzen so kalt" eine wichtige Rolle spielt. Sie setzt sich dafür ein, dass nicht noch mehr schwedischer Urwald für Nutzwald weichen muss, um billiges Holz zu produzieren. Allen voran der Vorsitzende der NGO ist den nordschwedischen Holzbauern ein Dorn im Auge. Droht er doch mit seinen Reden und einem möglichen Wechsel in die Politik ihr rentables Geschäft zunichte zu machen. Und eines Tages liegt der Vorsitzende tot im Wald. Wurde ihm sein politische Engagement zum Verhängnis? Oder muss man die Gründe in seinem privaten Umfeld suchen? Maya Topelius und Kollege Pär von der Stockholmer Polizei werden nach Nordschweden, Östersund, geschickt, um dort bei der Klärung des Falles zu helfen. Die ansässigen Polizisten sind aber zunächst alles andere als begeistert von der Unterstützung aus der Hauptstadt.

"Im Herzen so kalt" ist der erste Band einer dreiteiligen Krimireihe rund um die Stockholmer Polizistin. Sandra Åslund setzt bereits im ersten Band einige kleine Gimmicks ein, die so hoffentlich auch in kommenden Bänden beibehalten werden. Da sie selbst in Deutschland geboren wurde und einen Schweden geheiratet hat, kann sie mit zweierlei Blick auf die Schweden schauen, Zum einen zeigt sich das in den deutschen Sprichwörtern, die Maja benutzt (ihr Vater ist ebenfalls Deutscher), deren schwedisches Gegenstücke dann stets von Pär geliefert werden, Aber auch mit einigen Mythen der Deutschen über die Schweden ("Sie lieben ihren Wald und sind beim Umweltschutz ganz vorne mit dabei.") räumt Åslund auf. Nur hin und wieder habe ich mich gefragt, nach welchen Kriterien die Autorin einen Begriff übersetzt bzw, im Schwedischen stehen lässt. Zwar gibt es ein Glossar schwedischer Begriffe im Anhang (auf das gerne schon früher hätte verwiesen werden können), dennoch erscheinen mir manche Begriffe für jemanden, der kein Schwedisch kann, erstmal merkwürdig. Dazu zählt zum Beispiel der Name des Uni-Cafés, Fikaöen, zu Deutsch Kaffepauseninsel.

Eine weitere Stärke des ersten Bandes ist die gute Hintergrundrecherche. Man hat beim Lesen das Gefühl, nicht nur einen spannenden Krimi zu lesen, sondern auch viel über Lobbyismus in der Holzbranche sowie über Klimaschutz zu erfahren, Abgerundet wird dieser Eindruck durch die im Anhang verlinkten Artikel, mit deren Hilfe man sich weiter über das Thema informieren kann. Sogar kleine Tipps zur Reduktion des eigenen Holzkonsums geben die Kommissare im Buch.

Mir hat der Krimi aufgrund seiner Vielschichtigkeit sehr gefallen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das Thema konstruiert gewesen ist, und die Verdächtigen inkl. Auflösung haben sich schlüssig ergeben. Ich freue mich schon auf den nächsten Band.