„Was wäre wenn“ wird ihr Leben

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beaknopf Avatar

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Toni und Jakob träumen sehnlichst von einem Baby, doch das Glück bleibt ihnen verwehrt. Nach zahlreichen Schwangerschafts-, Ovulationstests und Kinderwunschbehandlungen sind sie nach wie vor nur zu zweit. Fraglich bleibt, ob das für ein erfülltes gemeinsames Leben ausreicht.

Eines Morgens wacht Toni als Antonia auf und hat plötzlich alles: eine kleine Tochter und eine schöne Wohnung – nur Jakob fehlt. Stattdessen ist Anton an ihrer Seite, ihre Jugendliebe, von der sie sich vor Jahren getrennt hat. Nun lebt sie in einem Leben, das ihr völlig fremd erscheint, während sie ein Kind im Arm hält, das unmöglich ihr eigenes sein kann.

Das Buch kommt mit wenig Figuren aus, sodass der Fokus klar auf der Protagonistin Toni / Antonia liegt. Die Frage „was wäre wenn“ schwebt über dem Hörbuch, ohne dass sie ausgesprochen wird. Vielmehr erlebt Antonia, dass ein Wunschkind das Leben nicht auf Knopfdruck besser macht, sondern in erster Linie verändert.

Zu Beginn zeigt Toni ganz klar, welches Leben ihr lieber ist und aus welchem sie schnell wieder verschwinden möchte. Doch nach und nach verwischt diese Linie etwas und sie bemerkt, die Vor- und Nachteile beider Leben. Diese Zerrissenheit wird mich sicherlich noch länger beschäftigen und zeigt klar: Jedes Leben hat seine Schattenseite, ob klar sichtbar oder nicht.

Der innere Zwiespalt der Protagonistin ist unglaublich spannend, schön und herzzereißend zugleich. Die Perspektive der beiden Geschichten wechselt immer wieder hin und her – jedoch wunderbar gekennzeichnet, sodass der „Hörfluss“ nicht gestört wurde und den beiden Lebenslinien sehr gut folgen konnte.

„Kann ich dich bitte kennen verlernen?! […]
Mein Leben. Es fehlt mir SO sehr.“
(Kapitel 35)

Die Sprecherin, Chantal Busse las die Geschichte warm, klar und feinfühlig vor. Ihre Interpretation von Toni und Antonia passt hervorragend zu den inneren Konflikten der Figur und vermittelt die leichten Irritationen und das Schwanken zwischen Sehnsucht und Ernüchterung nuanciert und glaubwürdig. Besonders in emotional dichten Szenen, wie nach einer Fehlgeburt oder in Momenten postpartaler Erschöpfung, bleibt sie zurückhaltend, aber berührend. So entsteht ein Hörerlebnis, das unter die Haut geht, ohne je pathetisch zu wirken.

Ein skurriles und ganz wunderbares Hörbuch!