Die grausamsten Geschichten kann man nicht erfinden, die schreibt das Leben leider selbst!

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kafitja Avatar

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Von Hera Lind ist man leichte, unterhaltsame Kost gewohnt. Doch mit "Im Namen der Barmherzigkeit" nimmt sie uns auf eine emotionale Reise, die mich mehrfach den Atem anhalten ließ – vor allem, weil der Stoff auf wahren Begebenheiten beruht. Die detaillierte Beschreibung von Steffis Kindheit hat mich tief erschüttert. Es ist kaum zu begreifen, wie lange sie als Kind das unvorstellbare Martyrium als „normal“ akzeptierte. Wer glaubt, eine schwere Kindheit gehabt zu haben, wird durch dieses Buch mit einer noch grausameren Realität konfrontiert.

Besonders schockierend fand ich, wie oft Menschen weggesehen und eindeutige Signale ignoriert haben, anstatt zu helfen. Diese Gleichgültigkeit und Kaltherzigkeit sind schwer zu ertragen und regen zum Nachdenken an: Wie kann man nur so grausam sein?

Ein Punkt, der mich etwas irritierte, war der Übergang vom Kindes- ins Jugend- und Erwachsenenalter. Der Charakter von Steffi wirkte auf mich plötzlich uneinheitlich. Zwar ist verständlich, dass sie durch ihre traumatischen Erlebnisse psychisch extrem labil ist und die Medikamente ihr Übriges tun, doch die Entwicklung von einer taffen, starken Persönlichkeit hin zu teilweise naivem Verhalten fühlte sich nicht immer stimmig an. Es wirkte, als ob ab der Mitte des Buches eine andere Person die Geschichte erzählt hätte.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte kann ich das Buch uneingeschränkt empfehlen. Es ist ein bewegendes Werk, das die Abgründe der menschlichen Natur aufzeigt und lange nachhallt. Für sensible Leser:innen ist es jedoch weniger geeignet, da es in seiner Intensität und Brutalität sehr belastend sein kann.

Die grausamsten Geschichten kann man nicht erfinden, die schreibt das Leben leider selbst.