Brilliant

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leseleo Avatar

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Das Cover und der Klappentext wirken ein wenig hölzern, sodass man nicht unbedingt zu diesem Buch greift. Im Gegensatz dazu verwandelt sich das Buch bereits auf den ersten Seiten zum Pageturner.

Von Beginn an schafft es Slupetzky eine Stimmung aufzubauen, welche ein Weglegen dieses Buches verhindert. Die Kriminalgeschichte ist passend in hochaktuelle politische und gesellschaftliche Themen eingebettet. Die eigenwilligen Hauptcharaktere Lemming und Polivka sind klasse beschrieben. Brisante Themen werden in den Dialogen im Buch wunderbar verpackt und deutliche Kritik an der heutigen Gesellschaft wird geäußert. Slupetzki macht es zur Kunst, die aktuelle Lage zu hinterfragen und verpackt dies sachlich mit Wortwitz, Humor und der nötigen Offenheit.

Ich persönlich finde dieses Buch brilliant. In Zeiten von Fake News, Dirty Campaigning und der Politik der populistischen Scheißhausparolen verdeutlicht es klar, welchen Einfluss dies auf unser aller Leben hat. Gelungen finde ich auch, dass der Ursprung der digitalen Beeinflussung lokal gelassen wurde und es nicht wie so oft generisch nach Russland oder Amerika geschoben wurde. Der Spannungsbogen im Buch ergibt sich aber keineswegs aus dem Krimi, sondern eher aus dem Rahmen der Geschichte. Die Krimigeschichte ist in diesem Buch sicher nicht die wendungsreichste und spannungsgeladenste, die ich je gelesen habe, aber dies ist auch nicht der Fokus des Buches.

Letztlich bleibt nur zu hoffen, dass eine Prophezeiung aus dem Buch nicht eintritt und es eine breite Leserschaft findet: "Schreiben Sie ein Buch, und keiner wird es lesen, der nicht sowieso schon Ihrer Meinung ist. Sie werden niemandem, nicht einem Einzigen die Augen öffnen."