Die Würde des Menschen ist unantastbar……auch im World Wide Web.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pemberley1 Avatar

Von

Im Netz des Lemming von Stefan Slupetzky

Seid ihr schon mal im Internet für etwas verurteilt worden, für das ihr gar nichts könnt? Hat euch schon mal jemand einfach etwas unterstellt, ohne euch nach den genauen Hintergründen zu fragen, nur, weil er sich im Kopf eigene Gedanken macht, und diese für richtig hält, und euch keine Chance gibt, euch zu verteidigen, oder das Missverständnis aus der Welt zu räumen? Ein unangenehmes Gefühl, nicht wahr? Das Internet ist nicht grundsätzlich böse, aber mittlerweile leider ein Tummelplatz für all jenen geworden, die gerne einfach etwas verbreiten möchten, das gar nicht stimmt. Und dabei werden diese jene mutiger, als man sie aus dem richtigen Leben kennt. Sie sind anonym, und lassen im Internet durch genau jenen Mut der Anonymität alles heraus, was ihnen stinkt. Sind beleidigend. Oder einfach nur frech. Dies ist die eine Seite. Die andere beschäftigt sich mit der Kälte dieser Menschen. Man selbst wird nur noch wenig als Mensch wahrgenommen, sondern ist nur noch eine Nummer, ein Nickname, hinter dem sich was weiß ich was verbergen kann. Oftmals hat man das Gefühl, nicht mehr mit Menschen zu sprechen, sondern mit Robotern, die standarisierte Antworten geben, und sich nicht mehr mit dem Einzelmenschen beschäftigen. Und ja, verliert euch nicht im Internet. Kleiner Tipp: Bleibt ihr selbst, seid freundlich, und sagt, wenn euch etwas stinkt. Aber immer mit Respekt. Denn jeder weiß doch, dass Gewalt Gegengewalt erzeugt, und dann ist man gefangen in einer Spirale aus Gegenargumenten, gehetzten Menschen, die dazu noch traurig sind, und dies alles kostet mehr Energie als uns allen guttut. Nun kann ich hier meine Sprüche aufsagen, wie ich möchte. Idiotische Menschen wird es leider immer geben. Und ja. Bei einigen, wahrscheinlich sogar den meisten, rede ich mit meinen Worten gegen eine Wand. Jeder ist nur noch auf sich und sein eigenes Wohl bedacht, und versucht dieses durchzusetzen, seine Meinung unbedingt zu verbreiten, um wichtig zu erscheinen, in diesem Wust aus Menschen, die auf der Erde leben. Und ja, dafür hat das Internet eben die größte Reichweite. Willkommen also bei den Selbstdarstellern, Hassmenschen die ihre Wut auslassen müssen, Mürrisch Unterdrückten, die so versuchen ihre Unterdrückung zu kompensieren, und Jenen, die einfach alles und Jeden hassen, nur aufgrund dessen, weil Derjenige anders ist, als es die „Normalität“, der Standard, vorgibt.

Dieses Thema folgt mir nun schon eine ganze Weile, just in meinen Lektüren. Derjenige, den ihr für blöd haltet, ist vielleicht in Wahrheit ein Genie. Denjenigen, den ihr für faul haltet, ist vielleicht in Wahrheit fleißig, und kann momentan einfach nicht so viel tun, da ihn eine Krankheit plagt. Und ja, nur, weil man dies uns das anzieht, ist man noch lange nicht wunderlich und merkwürdig, sondern eher kreativ und bunt und wundervoll :) Was auf jeden Fall kein Mensch ist, das ist etwas Schlechteres, nur aufgrund einer ihm angeborenen Krankheit. Was das alles mit dem Buch zu tun hat? Nun ja. Solch ein 11jähriger Junge ist Ausgangspunkt für den Anfang des Buches.

Die Geschichte des Buches:

Hauptprotagonist ist Leopold Wallisch, alias der Lemming, seines Zeichens früher bei der Polizei, und nach einigen Schwierigkeiten dort, nun aktuell als Tierwärter im Zoo Schönbrunn beschäftigt. Sein alter Freund bei der Polizei ist Polivka.

Mario ist unser 11 Jahre alter Junge, und hat eine Hasenscharte und begeht Selbstmord, nachdem im sozialen Netzwerk „Jabberpal“ ein Kommentar gegen ihn gerichtet wurde. Die Geschichte um Mario ist umso tragischer. Seine Mutter wurde vor Jahren von einem Flüchtling vergewaltigt, und ist anschließend ihren Verletzungen erlegen. Sein Vater ist Regisseur, und macht gerade auf sich in der Presse aufmerksam durch einen neuen Film, in dem er über Flüchtlinge berichtet. Wir alle kennen das Internet. Heute. Ein Ort wo jeder seinen Dreck ablegen darf, und alles schreiben kann. Gesinnungen werden offenbart, auch wenn sie nicht offensichtlich sind. Solch ein Selbstmord hat also nicht einfach nur deswegen Präsenz, weil ein 11jähriger Junge Suizid begangen hat, und nicht mehr leben wollte. Sondern auch deswegen, weil die Kommentare über diesen Selbstmord, und nun kommt das eigentlich Schlimmste, im Internet nicht nur Entsetzen auslösen, sondern auch Freude und Genugtuung. Nazis, die mal wieder ihre blöden Behauptungen aufstellen, dass ein Regisseur, der sich mit dem Islam quasi beschäftigt, es nicht anders verdient hat, dass nach seiner Frau, die durch einen Ausländer gestorben ist, auch noch sein Sohn stirbt. Für sie ist das die gerechte Strafe dafür, dass der Regisseur Kurt Rampersberg es wagt diesen Film zu drehen, der die österreichische Gesellschaft im Buch spaltet. Aber damit nicht genug. Lemmings Sohn Ben ist mit Mario in eine Jahrgangsstufe in der Schule gegangen, was den ganzen Fall persönlich macht, denn so lernt Lemming Mario erst kennen. Da dieser in der Bahn mit Mario gesessen hat, als dieser sich in den Tod gestürzt hat, wird Lemming schnell ins Fadenkreuz genommen. Denn weil er Marion auch noch einen Bonbon angeboten hat, wird er natürlich zusätzlich von einem alten Mann als Pädophiler angesehen, der auf Kinderjagd ist, sich an Mario ranmachen wollte, und damit der Grund für Marios Todessturz ist. Dem Lemming wird gekündigt, denn solch einen Menschen kann niemand beschäftigen, der seinen Ruf wahren will. Polivka wurde hingegen beurlaubt, hat dann aber selbst den Hut genommen, und ist gegangen. Ihm wurde vorgeworfen, den Lemming nicht festgenommen zu haben. Alles stehen in einem schlechten Licht da. Ohne Beweise, nur wegen Hörensagen und Gerüchten, weil ein alter Mann Lemming angezeigt hat. Rufmord eben. Einer gibt etwas vor, andere ziehen hinten nach. Rufmord, damit der Tag interessanter wird? Man erzählt Märchen, um sich wichtig zu fühlen, selbst wenn man keine Beweise dafür hat? Um wirklich jemandem zu schaden? Aus Gehässigkeit? Oder weil man rundum wütend auf alles ist? Denn halt, da gibt es ja noch was im Buch: Menschen in hohen politischen Ämtern, oder Ämtern, die viel Macht innehaben, die wollen manchmal Dinge vertuschen und verschleiern, um besser da zu stehen, deswegen gibt es ein Ablenkungsmanöver. Und ja. Die Verbreitung des Manövers wird gerne im Internet oder in der Presse veranstaltet. Die Menschen sind dann auf einmal darauf fixiert und das Manöver hat geklappt. Und wenn man mit dem Thema der Ablenkung noch in ein Wespennest gestochen hat, dann geht ein Buschfeuer um, welches wahrlich schwer zu löschen ist. Eine Meinungsmache geht durch das Volk. Und Finten.

Wir haben im Buch also mehrere Themen, die aufeinander knallen. Wie es eben im richtigen Leben auch so ist. Wir haben Shitstorms, Mobbing im Internet, Fremdenfeindlichkeit, Hetze, Nazis, der raue Ton in den sozialen Netzwerken, Shitstorms, die Machthabe in der Politik…………….. und dass einfach jeder Mensch Kommentare abgeben darf, wie er gerade will. Und mal ehrlich. Jeder hat schon mal dumme und hirnlose Kommentare im Internet gelesen. Wie auch nicht? Die gibt es ja zu genüge.

Und zwischendrin im Buch erfährt man von Regisseur Rampersberg, dass er den Film über Flüchtlinge eigentlich für seinen Sohn und als Erinnerung an seine Frau drehen wollte. Deshalb, weil er dem Sohn klarmachen wollte, dass kein Mensch automatisch zum Monster und gewalttätig wird, nur, weil er eben ein Fremder oder Anders ist. Sondern weil das oft eine Reaktion auf eigene Folter ist. Ein gefolterter oder jemand, der sich schlecht behandelt fühlt, holt sich den Respekt, den er nicht bekommt, dann eben mit Gewalt. Schrecklich, ich weiß. Ich wollte es trotzdem mal gesagt haben. Denn da gibt es auch noch Amar. Ein Flüchtling, den Rampersberg bei sich aufgenommen hat….. Man merkt. Das Buch ist ein Tummelplatz aus verschiedenen Menschen, Meinungen, Geschehnissen…. Und alles hängt irgendwie zusammen.

Heute mal keine Cover- sondern eine Titelbeschreibung:

Und wie unfassbar gut passt der Titel, und wie wunderbar doppeldeutig er ist. Das Netz des Lemming, weil das Wallischs Spitzname sozusagen ist, und er sich in einem Netz aus fiesen Kommentaren befindet, und gleichzeitig diese sich im Netz, dem Internet abspielen. Aber anders kann man den Titel auch so auslegen, dass es einfach ein heilloses Durcheinander gibt, wenn Lemminge sich in einem Netz verfangen. Denn Lemminge folgen sich gegenseitig. Springt einer in den Tod, hüpfen die anderen hinterher. Dass es im Buch natürlich auch noch um solch einen Todesfall geht, bringt ebenfalls einen Zusammenhang. Aber ein wenig spielt es auch darauf an, dass die Lemminge im Internet eben einem folgen, der etwas behauptet. Und schon folgen die anderen mit miesen Kommentaren. Manches mal……. sind Menschen eben einfach nur wie Lemminge, die stupide jemandem hinterherrennen, oder etwas tun, was jemand getan hat, ihm zustimmen, ohne mal selbst darüber nachzudenken, was sie da eigentlich tun.

Fazit und eigene Gedanken:

Das Buch ist nicht grausam in seinen Taten und seinem Wirken. Und trotzdem sitzt man ab und an davor, uns muss sich sammeln. Es strahlt viel mehr eine Art Grausamkeit der Worte aus, und die können ja bekanntlich viel mehr verletzen, als es Taten und Wirken können. Die Worte der Social Media Verläufe und Kommentare könnten realer nicht sein, und sind das Spiegelbild dessen, was wir täglich lesen, wenn wir im Internet unterwegs sind. Und genau das macht es noch ein Stück grausamer, als die Worte an sich. Dass einem klar wird, dass dies nicht Fiktion ist, sondern Realität, die geschieht, während man genau dieses Buch liest. Die Missstände in der heutigen Welt werden einem hier aufgezeigt. Außerdem, wie genau es zu Sensationsgier und Hysterie kommt. Es zeigt, was in unserer Zeit falsch läuft und agiert dabei sehr politisch. Wir haben auch hier wieder eine Fratze, einen Spiegel, der der Gesellschaft vorgehalten wird, und in dem eine hässliche und Fratze der Bösartigkeit auftaucht, das Ganze ist besorgniserregend. Gibt es Menschen, die andere dafür bezahlen, Meinungen in der Gesellschaft anzufeuern und Feuer zu schüren? Doch dabei ist es kein düsteres Buch im Sinne der Schreibweise. Es ist humorig und wortwitzig. Einfach gut durchdacht in seinen Einzelheiten. Die ganze Erzählweise und die Dialoge zwischen Lemming und Polivka, aber auch der anderen, sind sehr lustig, fast schon schwarzhumorig, geschrieben, vielleicht auch ein bisschen aufgrund dessen, dass die Geschichte sonst zu grausam wäre. Nicht wegen der Handlungen. Sondern wegen des Geschehen, was einen wohl nicht kaltlässt. Ja und irgendwie rechnet der Autor auch ein wenig mit der österreichischen aktuellen Politikszene ab, die irgendwie so ähnlich derer in anderen Ländern scheint. Es ist kritisch der heutigen Politik gegenüber, und zeigt auf, dass dort auch gerne verschleiert wird, und nicht immer alles ist, wie es scheint. Viele nur Macht haben wollen, und sich nicht um die Belange des kleinen Mannes kümmern, stattdessen „Probleme“ angehen, die verschleiern sollen, wo es wirklich im Land brennt.

Die Menschen im Buch wissen nicht mehr, was richtig, und was falsch ist, und schlagen sich auf eine Seite. Und was dem Menschen fehlt ist Empathie (Ich vergleiche hier einfach mal zwischen Buchmenschen und realen). Empathie gegenüber andersartigen. Empathie gegenüber Andersdenkenden. Empathie gegenüber Fremden aus anderen Religionen, oder gar Ländern. Empathie ist nur für sich selbst da. Und Atem gehalten. Denn…. Wer weiß schon, was sich hinter dem Schleier eines jeden einzelnen Menschen verbirgt? Wer weiß, wie genau dieser Jenige, oder ein anderer tickt, was ihn wirklich bewegt, oder in ihm vorgeht? Wir werden es wohl nie herausfinden, wenn wir weiter nicht empathisch sind, und unsere Fühler ausstrecken, gegenüber Jedem. Mal hinter das Sein, den Schein, und die Fassade schauen. Und uns fragen, warum Menschen das tun, was sie manchmal eben tun.

Das Buch ist absurd, und das, meine ich nicht mal gemein. Es ist absurd, wenn man es liest, weil man sich denkt „Au Backe, sowas kann doch gar nicht wirklich passieren.“ Bis man überlegt, und sich denkt „Mist, doch…eigentlich passiert GENAU DAS täglich.“ Und ganz besonders in unserer technisierten Zeit der Shitstorms, wo alle Freiheiten haben, und denken, sie können diese Freiheit dafür nutzen, andere fertig zu machen, anonym, damit sie sich selbst besser fühlen, und ihre Wut und ihren Frust loswerden. Internettrolle sähen Misstrauen, hetzet andere auf, provozieren und beleidigen, und sind damit Jemand der fest seinen Standpunkt verteidigt, keine anderen Meinungen zulässt, nicht diskutieren will, und wenn er keine Argumente mehr hat, dann gleich beleidigend wird, oder gar droht. Anonymität kann in Marios Fall im Internet auch gut sein, da ihn dort keiner kennt, ihn keiner nach dem Aussehen und seiner angeborenen Hasenscharte beurteilt. Gleichsam ist die Anonymität also Fluch und Segen. Es kommt immer darauf an, was der Mensch mit seiner Anonymität anfängt. Will er pöbeln oder nur Freunde und Akzeptanz finden? Beide wollen das Gleiche…. Leute die der gleichen Meinung sind. Und es kommt immer auf den Menschen selbst an. Trotzdem: Grausamkeiten und Bosheit sind im Internet auf einmal gesellschaftsfähig. Die häufige Sprache und das Klima im Internet sind rau, unpersönlich, KALT, beleidigend….. und manchmal sehr verletzend. Das Schlimme daran ist, dass es niemanden schert, ob er damit einen Menschen tief im Innern trifft, oder nicht. Einige wollen einfach loswerden, was ihnen auf der Seele liegt, oder noch schlimmer, einige wollen einfach nur Stunk machen. Hass verbreiten. Ihre Wut und Aggression loswerden, auf die Welt, die Politik, andere Menschen. Ein Novum in unseren Tagen, nicht unbedingt. Denn es gab schon immer aggressive und feige Menschen, die Böses verbreitet haben. Der Unterschied zu heute liegt nur darin, dass es ihnen noch nie so leichtgefallen ist. Kaum im Internet geschrieben und angekommen, wird der Kommentar von Massen gelesen. Man selbst fühlt sich befriedigt, weil man seinen Gedanken, die tief in einem schlummern, und niemals so gesagt werden dürfen, losgeworden ist. Nie war es so einfach jemanden in Sekundenschnelle anzuschwärzen. Zufällige Fotos, zufällige Filme…wer weiß schon wo dies alles hochgeladen wird mit welchen Kommentaren auch immer?! Das zeigt einem wie vorsichtig man in allen seinem Tun sein muss, dass einem nicht ein anderer anschwärzt, der einen vielleicht nicht so mag, oder eben gar nicht mal kennt. Auch hier wird aufgezeigt, dass unsere heutige Welt oftmals nur das sieht, was sie sehen will, und nicht hinterfragt. Man muss vorsichtig sein, natürlich. Aber Übervorsicht, und andere zu sehr anzukreiden, das kann nie gut sein. In Lemmings Fall ist es das auf keinen Fall, wird sein Fall doch schnell zum Politikum zwischen Zeitungen, sozialen Netzwerken, dem Aufzeigen seiner Unschuld, der Zeitung, die behauptet Polivka würde Lemming decken, und der Frage…………… warum Mario sich überhaupt umgebracht hat? Denn am Ende kommen ja auch noch wieder die User der Sozialen Netzwerke ins Spiel. Es ist alles etwas komplex. Schwer zu erklären, macht aber durchaus Sinn. Was hier richtig, und was falsch ist, wird nicht mal unbedingt angezeigt. Aber man weiß solche Dinge natürlich selber. Und ganz sicher hat jeder eine Meinung dazu.

Dabei sind die Internetböslinge nicht mal immer die Loser der Gesellschaft. Nein, es sind vielmehr auch gut situierte Leute, die Angst davor haben, genau das zu werden. Nämlich Loser. Die Angst davor haben, dass etwas so laufen könnte, wie sie es auf gar keinen Fall wollen. Angst davor, dass sich etwas ändert, zu Ungunsten von ihnen selbst. Und dass sie aus ihrer momentanen Schutzblase gedrängt werden könnten, sei es durch andere, die sie dann als Bedrohung ansehen, oder durch neue Regelungen der Politik. Und es gibt ja auch noch die Leute, die an der Macht sind, und ALLES dafür tun, um dort zu bleiben. Alle wollen Macht haben, und diejenigen die sie besitzen, wollen sie mit eben aller Macht verteidigen, und täuschen dafür sogar Dinge vor, die der kleine unmächtige Mensch nur zu gerne glaubt.

Die humorige Sprache und der lustige Umgang von Lemming und Polivka hat mir sehr gefallen, trotz der Schwere des Themas im Buch. Schwere deswegen, weil alles nicht leicht verdaulich ist. Die Thematik und der Schreibstil sind zwar locker und flockig, und geben dem Ganzen eine Leichte. Hinter dieser Leichtigkeit verbirgt sich aber ein brandaktuelles Thema, das man genau genommen, nur schwer verdauen kann, weil es so schrecklich ist. Schon allein wegen des kleinen Mario, der keinen Lebenssinn mehr sieht. Das macht das Buch zum einen zu einem „Schmunzelbuch“, des Schreibstils wegen, zum anderen aber sehr nachdenklich. Es hält uns das vor Augen, was wir täglich hören, sehen, lesen. Nachrichten in TV, der Zeitung und dem Internet. Diese ganze Beschallung und Ballung von negativen Nachrichten und Schwingungen, gibt es hier im Kleinen, an Hand von einer Geschichte. Und genau das hat mich überzeugt. Es ist kein Buch zum Lachen, trotzdem lacht man. Und nicht angenehm zu lesen, wobei teils doch. Dabei ist es nicht so, dass es blutrünstig ist, aber trotzdem grausam. Auf eine unterschwellige stille Art. Der Art des Internets und seiner Hasskommentare eben. Sein sie auf Andersartige gerichtet, oder einfach nur in Form von Vorurteilen gegen jemanden, über den man gar nichts weiß. Man glaubt der Presse, man glaubt dem Internet. Sensationen. Falsche Berichte. Und Vermutungen. Dazu Fremdenfeindlichkeit. Man schwankt im Buch zwischen „Lol“ und Kopfschütteln, und sich klarwerden, dass dies alles irgendwie real als realer ist. Es ist ein hochaktuelles und brisantes Thema, dazu hochsensibel.

Ach ja. Die Beschreibungen von Wien gefallen mir als Handlungsort übrigens außerordentlich gut.

Also herzlichen Dank an Stefan Slupetzky, dass er uns Lesern des Buches die Augen dafür geöffnet hat, wofür andere blind sein mögen. Sowohl die Normalos, als auch die Mitgänger, die den Rattenfängern folgen, oder einfach die, die nicht kritisch genug hinterfragen, und hinter den Vorhang schauen……. Denn manchmal spielt sich dahinter nur ein schmieriges Komödianten-Theater ab, welches aus Illusionen besteht. Denn das Ende des Buches überrascht, und der Weg dorthin führt über Irrwege, und Sackgassen. Die nicht minder verstörend sind, wie das eigentliche Ende. Und trotzdem empfehle ich das Buch.

Mein heutiges Rezensionslied darf nicht fehlen:

„Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin……….. Die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn…………..Es ist ihr eintöniges Leben, was sie quält……..Und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt.

Und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich. Es fehlt ihnen jede Einsicht. Und wieder mal zeigt sich. Sie sind kleinlich. Unvermeidlich fremdenfeindlich.“