Glück ist der flüchtige Moment, in dem das Unglück Pause macht

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Da ist er wieder, der Lemming. In seiner trauten Familienidylle, seinem flüchtigen Glücksmoment, in einem alten Winzerhaus in Wien-Ottakring, wo er mit Frau und mit seinem elfjährigen Sohn Ben lebt. Nebenbei arbeitet der vor Jahren unehrenhaft aus dem Polizeidienst Ausgeschiedene als Nachtwächter im Wiener Zoo.

Doch diese Idylle wird jäh zerstört, als der Freund seines Sohnes durch ein Internet-Hassposting in den Suizid getrieben wird. Lemming wird verdächtigt (und im Internet mit einem entsprechenden Shitstorm beschenkt), ein Pädophiler zu sein und beginnt mit seinem ehemaligen Polizistenkollegen Polivka (der aufgrund falscher Anschuldigungen und weil es ihm jetzt auch einfach reicht, seinen Job bei der Polizei hinschmeißt) auf eigene Faust zu ermitteln.

Dabei tauchen die beiden ein in die gehässige Welt anonymer Hassposter und Dirty-Campaigner und Slupetzky hebt für meinen Geschmack ein wenig zu oft den belehrend-moralisierenden Zeigefinger. Ausgeteilt wird an alle, die Billigpresse kriegt genauso ihr Fett ab wie das Besserwisser-Blatt, ebenso alle österreichischen Parteien – von links bis nach ganz rechts.

Am Ende der Story eröffnet der Lemming mit seinem Freund Polivka eine Detektei. Weitere Geschichten mit dem Lemming sind damit wohl nicht ganz ausgeschlossen.

Was mir gefallen hat, ist das typisch wienerische Lokalkolorit, die Schauplätze – vom Karmelitermarkt bis zum Wiener Würstelstand – und auch die eingestreuten (schon fast vergessenen) Wiener Redewendungen. Wobei ich allerdings nachvollziehen kann, dass man das als Nicht-Österreicher bzw. Nicht-Wiener vielleicht auch gar nicht so gut findet.
Meiner Meinung nach reicht dieser Band allerdings nicht an die früheren Bücher dieser Reihe heran. Leider. Wer einen witzigen Lemming-Band lesen möchte, dem würde ich dringend einen der ersten Bände empfehlen.