Zum Glück eine Komödie

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savashanim Avatar

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Ich kannte die Reihe um den Lemming nicht, aber genau wie der großartige Thomas Raab ist Stefan Slupetzky der Autor einer abgründigen, schwarzhumorigen und immer auf dem Zeitgeist liegenden Krimireihe. Ich bin seit diesem Buch großer Fan und habe alle anderen Bücher der Reihe auf der Einkaufsliste.
Zum Buch: Der ehemalige Polizeibeamte, jetziger Nachtwächter im hiesigen Zoo, Der Lemming, begleitet auf dem Weg zur Arbeit einen Freund seines elfjährigen Sohnes in der Bahn. Auf einmal bekommt dieser eine Nachricht auf sein Handy, springt aus der Bahn und von der Brücke in den Tod. Der Lemming versucht ihn noch zu retten, bekommt aber nur noch die Jacke des Jungen zu greifen. Der Schock sitzt tief, aber damit beginnt der eigentliche Alptraum erst. Denn die beiden wurden in der Bahn beobachtet und auf einmal werden dem Lemming nicht nur pädophile Neigungen sondern auch der Mord an dem Jungen angehängt. Zum Glück hat er seinen guten Freund Polivka bei der Polizei, der allerdings von übler Nachrede auch nicht verschont bleiben wird.
Wer sich auch nur ab und zu in den sozialen Netzwerken bewegt, kann sich vorstellen, wie schnell solche Nachrichten die Runde machen und wie schnell aus einer Idee oder einer Unterstellung eine alternative Wahrheit gemacht wird, die durch ihre exponentielle Verbreitung sehr bald zur echten Wahrheit wird, aus der es für die Rufgeschädigten kein Entkommen mehr gibt, bis die nächste Nachricht für Aufsehen sorgt.
Der Humor der Geschichte macht zum Glück vieles wieder wett, was an Bösartigkeit in der Welt grassiert. Diese Bösartigkeiten werden sehr anschaulich und gnadenlos geschildert und man kann nur hoffen, dass vor allem die Auflösung um den eigentlichen Täter nur Fiktion ist. Denn in solch einer Welt möchte ich nicht leben.
Klare Kaufempfehlung für alle, die den Wiener Schmäh mögen und einen Hang zu schwarzem Humor sowie gute Nerven haben.