Tolles Thema - interessantes Zeitalter

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gucci Avatar

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Die Autorin hat mir im letzten Jahr Lesehighlights geboten. Obwohl ich schon mehrere Romane gelesen hatte, die in Hamburg im ähnlichen Milieu spielten, habe ich Miriam Georgs Erzählungen sehr genossen. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich von der angekündigten Neuerscheinung vor einiger Zeit las.

Mir gefiel gleich der Klappentext und die Leseprobe sprach mich sehr an. Die beiden Figuren John Reeven, Rechtsanwalt aus sehr gutem Hause und Alice Bloom, eine hübsche Frau, die in armen Verhältnissen lebt, mochte ich zu Beginn sehr. Alice möchte die Scheidung von ihrem Mann und sie möchte ihre Tochter dem Mann entziehen. Ein mutiger Entschluss vor 110 Jahren, in einer Zeit, als Frauen in einer Ehe zu gehorchen und sich unterzuordnen hatten. John entscheidet sich Alice auf dem Weg zu helfen.

Ich mag Geschichten, die vom Leben von vor über hundert Jahren erzählen. Von einer damals von der Frau gewünschten Trennung zu erzählen, ist eine für mich neue Idee. Interessant fand ich auch die Idee der Sozialsprechstunde, wenn jedermann zugehört wird und Beratung erhält, auch wenn er kein Geld hat. So hätte ich mir daher auch gewünscht, dass wir im Buch von weiteren Beratungen anderer Hilfesuchenden lesen.

Es gibt durch die Familie Reeven viele Namen zu merken und auseinander zu halten, da wäre ein Stammbaum oder ein Personenregister hilfreich.

Der Roman hätte mir besser gefallen, wenn man die Rückblenden in Alice Kindheit und Jugend weggelassen hätte. Ich habe diesen Einblick für den ersten Band der Dilogie nicht benötigt und sollte es für den zweiten Band hilfreich sein, habe ich es bis Bucherscheinen ohnehin vergessen.

Schade finde ich auch, dass das schwache Geschlecht, unabhängig von Elternhaus und pers. Möglichkeiten häufig Opfer von Gewalt und Misshandlung ist.

Die Autorin wollte einen Roman im Schaustellermilieu schreiben und über das bunte Volk berichten. Die Stimmung wiederzugeben und besondere Personen hierfür zu entwickeln, die sich dadurch von der „normalen“ Bevölkerung unterscheiden, ist ihr in meinen Augen leider nicht gelungen.

Diesen Auftaktband hat sich für mich bis zur Hälfte sehr gezogen. Die letzten 300 Seiten habe ich lieber gelesen, aber ich kann nicht sagen, dass ich jetzt bedaure, nicht gleich den Folgeband lesen zu können. Ich werde ihn vermutlich lesen, aber nach diesem Roman brauche ich jetzt erst einmal einen Kulissenwechsel. Das Buch kommt, wie auch die Gestaltung vom Buchcover, für mich nicht an Miriam Georgs bisherige Bände heran. Ich bin etwas enttäuscht.