Fabrikarbeit in China - ein Thema für sich

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miro76 Avatar

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Alex Cohen, der Sohn eines jüdischen Schuhfabrikanten soll in die Fußstapfen seines Vaters treten und wird Teilhaber der Firma in Foshan, China.

Der Vater hat die Fabrikation aus Amerika nach China verlegt und so die Pleite der Familie verhindert. Er produziert Schuhe für Eigenmarken der großen Handelsketten zu Preisen, die nirgendwo sonst auf der Welt möglich wären. Denn den Preis zahlen in diesem Fall die Arbeiter*innnen, die fast wie Sklaven an den Arbeitsplatz gebunden sind.

Alex verliebt sich in eine der Arbeiterinnen und möchte an den Zuständen etwas verändern. Dafür muss er allerdings erst mal an seinem Vater vorbei und das ist kein leichtes Unterfangen. Der alte Cohen war es gewöhnt mit harten Bandagen zu kämpfen.

Der Autor kennt anscheinend die Zustände in chinesischen Fabriken und beschreibt diese mit allen Schrecken. Was wir uns eigentlich vorstellen können, wird uns hier ungeschönt vor Augen gehalten und lässt uns hoffentlich den Konsum von chinesischer Billigware überdenken.

Irritierend fand ich anfangs die Vergleiche zwischen den verfolgten Juden und den chinesischen Wanderarbeitern. Aber vielleicht sind diese Vergleiche gar nicht so verkehrt. Die Landbevölkerung Chinas hat ebenfalls keine Wahl und als Wanderarbeiter*innen werden sie in Lager gepfercht, die sie nicht verlassen können, weil die Fabrik ihre Ausweise einbehält.

Alex Cohen wird in diesem Prozess erwachsen. Er möchte wirklich etwas bewirken. Keine kurzfristige Lösung, sondern echte Veränderung. Im Buch wird nur ein Grundstein gelegt und es gibt einen Funken Hoffnung am Ende. Mehr geht momentan natürlich nicht.

Stilistisch fand ich das Buch recht anspruchsvoll. Der Text wirkt anfangs etwas sperrig, was den Lesefluss leicht bremst. Aber wenn man sich dann eingefunden hat, wird es eine spannende Geschichte.

Mir bleibt die Story sicher noch eine Weile im Magen liegen, denn schlußendlich betrifft sich auch mich und ich werde mich noch mehr bemühen, darauf zu achten, wo die Dinge produziert werden, die ich kaufe.

Ich fand die Geschichte sehr lesenswert. Der Abnabelungsprozess war realistisch dargestellt und die Hintergründe des Settings ebenfalls. Die Vergleiche mit der Shoah und mit Trotzki fand ich nicht immer ganz passend. Der vergebe ich 4 Sterne.