Zwischen Profit und Revolution

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mareike.buchliebe Avatar

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"Im Reich der Schuhe" von Spencer Wise hat mich wirklich positiv überrascht! Meine anfängliche Sorge, dass ein männlicher Autor durch einen männlichen Protagonisten die Schuhproduktion in China schönreden möchte, wurde zu 100% zerschlagen. Alex ist der Sohn eines jüdischen Großindustriellen, der in China Schuhe als Massenware unter grauenhaften Konsequenzen für Umwelt und Menschen produziert. Nun soll Alex in seine Fußstapfen treten - das eh schon schwierige Vater-Sohn-Verhältnis wird dabei nicht das einzige Problem bleiben. Mich hat die weibliche Protagonistin begeistert: ihr Mut, ihre Stärke, ihre Intelligenz, ihr Lebenswille. Zwischen Ivy und Alex entsteht eine Beziehung, die ihm die Augen öffnet und die der Anfang der Veränderung wird.
Das Buch ist kritisch, spannend, tiefgründig und wichtig. Es ist sprachlich gut geschrieben, lässt sich leicht lesen und ist trotzdem nicht anspruchslos. Zum Ende spitzt sich alles auf einen Höhepunkt, oder Tiefpunkt (je nachdem), zu und die Spannung (und meine Angst) wuchs von Seite zu Seite.
Typisch Diogenes ist der Roman mit einem tollen Cover und zurückhaltender, inhaltsgerechter Gestaltung versehen.
Aus meiner Sicht ein sehr spannendes Thema, das der Autor gekonnt umgesetzt hat. Ein wenig hat mich die Thematik an das fantastische Werk "Bewohnte Frau" erinnert - auch Wise hat eine starke Geschichte der Revolution geschrieben.