Ist Cley Morris wirklich schuldig?

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lerchie Avatar

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Ein Mädchen. Die Mutter sperrt es zu ihrem Schutz in den Schrank, schließt ab und zieht den Schlüssel ab. Der Vater ist nach Hause gekommen, und er wird sie wieder schlagen. Das Mädchen kann durch die Türritzen sehen, wie er sie schlägt, und wie ihr Bruder ganz entspannt zuschaut. Und dann kommt er zum Schrank, denn natürlich hat er der Mutter den Schlüssel abgenommen und er kennt jedes Versteck in diesem Haus…
Alice Quentin war auf der auf der Liste der diensthabenden Psychologen. Heute Vormittag waren alle Termine abgesagt worden und kurz nach zehn Uhr wurde sie von einem DCI Don Burns abgeholt. Sie fuhren zu Morris Cley ins Gefängnis. Er sollte am nächsten Tag entlassen werden. Morris hatte vor vier Jahren eine Prostituierte umgebracht, und irgendein gewiefter Anwalt hatte es geschafft, seine Strafe zu halbieren. Man brauchte sie um festzustellen, ob er überwacht werden musste.
Der Polizist meinte, sie sähe dem Mädchen, das dieser Mörder umgebracht hatte, ein bisschen ähnlich, sei vielleicht sogar sein Typ. Sie sprachen ca. eine halbe Stunde mit ihm, und er leugnete noch, die Tat begangen zu haben. Er behauptete Jeannie sei seine Freundin gewesen. Als sie wieder gingen sprach er Alice Quentins Namen ganz langsam aus, als präge er ihn sich für alle Zeit ein.
Alice stellte fest, dass das Gespräch im Gefängnis ihr mehr über den Polizisten Burns als über den Gefangenen Morris verraten habe. Sie fragte ihn, ob er ganz sicher sei, dass dieser der Mörder sei. Er sei ihr letzter Freier gewesen, dem Samen nach zu urteilen, der ich ihr war. Deshalb war er auch einstimmig schuldig gesprochen worden. Doch Burns wollte nur wissen, ob er den Kerl bewachen lassen muss, wenn er am nächsten Tag entlassen wird. Und Alice wollte nicht angelastet bekommen, falls er noch mal einen Mord begeht. Und doch sagte sie, dass sie nach dieser dreißigminütigen Beobachtung nicht glaubt, dass er eine unmittelbare Gefahr für jemanden sei. Höchstens für sich selbst.
Nach einem Nachmittag voll Arbeit und vielen noch unbeantworteten E-Mails zog sie um sieben ihre Laufklamotten an und rannte die Treppe hinunter. Die Kälte vor der Haustür nahm ihr fast den Atem. Doch langsam löste sich der Stress des Tages auf. Als sie nach Hause kam, stand der uralte VW-Bus ihres Bruders nicht da. Sieh hörte den Anrufbeantworter ab und löschte alle Nachrichten. Heute Abend würde sie ihr Handy ausgeschaltet, sich mit Schokolade in die Badewanne legen und dann alleine schlafen gehen.
Doch sie hatte die Rechnung ohne ihren Freund Sean gemacht, der auf den Anrufbeantwortet gesprochen und einen Rückruf von ihr erwartet hatte. Sie wachte auf, als er vor der Tür stand und beharrlich klopfte. Er meinte, sie sei ein harter Brocken, denn sie hätte ihn anrufen sollen. Und wenn er es nicht besser wüsste, könne er glatt denken, sie könne ihn nicht ausstehen.
Die Beschreibung:
... eine Hand: direkt neben meinem Fuß auf dem dunklen Gehweg. Sie war klein und lag geöffnet da, als warte sie darauf, dass irgendein Passant ihr ein paar Münzen gab ...
In den Straßen Londons treibt ein brutaler Killer sein Unwesen. Er tötet junge Frauen. Sein Markenzeichen: Er ritzt blutige Kreuze in die Haut seiner Beute. Sie könnte sein nächstes Opfer sein: Alice Quentin, Psychologin im Dienste der Polizei. Die Jägerin wird zur Gejagten. Erst gerät ihr Bruder unter Verdacht, dann verschwindet ihre Freundin. Und bald beherrscht Alice nur noch ein Gedanke: Er wird mich nicht bekommen.
Die Leseprobe lässt sich gut lesen. Alice scheint das Mädchen zu sein, dass in den Schrank gesperrt worden ist. Deshalb wohl auch die Klaustrophobie. Und nachdem ihr Bruder so seelenruhig zugesehen hat, wie ihr Vater die Mutter schlug, kann ich mir gut vorstellen, dass er nichts taugt. Ihrer Aussage gegenüber dem Polizisten Burns nach zu urteilen, vermute ich, dass Alice nicht von der Schuld Morris‘ überzeugt ist. Vielleicht war die Polizei damals froh, einen Verdächtigen zu haben, der sich nicht rausreden konnte. Kein Alibi und schon ist er schuldig. Das Buch war auf jeden Fall von Anfang an spannend, und mich würde sehr interessieren, wie es weitergeht. Ich würde mich freuen, es vorablesen zu dürfen.