Poetisch Detailverliebt

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"Im Unterholz" von Sara Strömberg besticht auf den ersten Blick durch sein ansprechendes Cover und die düstere, typisch skandinavische Atmosphäre. Die kalte und düstere Stimmung, die von Beginn an erzeugt wird, schafft ein passendes Setting für einen Krimi.

Die Protagonistin Vera, eine ehemalige Journalistin, steht im Zentrum der Handlung und versucht, einen Mordfall zu lösen. Ihr Charakter ist tiefgründig und unkonventionell, was sie erfrischend anders macht.

Die Sprache der Autorin ist zweifellos poetisch und detailliert. Die Beschreibungen von Land und Leuten sind umfangreich und tragen zur besonderen Atmosphäre bei, auch wenn sie manchmal das Tempo der Geschichte bremsen. Hier wäre stellenweise weniger mehr gewesen, um die Spannung zu halten.
Die Geschichte wird nicht nur aus Veras Sicht, sondern aus zwei Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt, was zwar für Abwechslung sorgt, aber auch gelegentlich den Lesefluss hemmt.

Die Entwicklung von Veras Charakter fand ich spannend, jedoch rückte ihre persönliche Geschichte zu sehr in den Vordergrund und verdrängte die eigentliche Krimihandlung. Die anderen Figuren blieben teilweise blass und unzureichend entwickelt, was ich schade fand, da hier Potenzial verschenkt wurde. Die Auflösung des Falls war zwar plausibel, aber nicht besonders überraschend, was die Spannung minderte.

Trotz dieser Kritikpunkte ist "Im Unterholz" ein solider skandinavischer Krimi, der vor allem durch seine atmosphärische Dichte und die komplexe Protagonistin besticht. Die besondere Atmosphäre des Buches und die detaillierten Beschreibungen machen es dennoch lesenswert, auch wenn der Spannungsbogen nicht durchgängig gehalten wird. Für Leser, die skandinavische Krimis und poetische Sprache schätzen und bereit sind, sich auf eine zeitweise etwas langatmige Erzählweise einzulassen, könnte dieses Buch dennoch eine lohnende Lektüre sein.