Roman, der von seiner Hauptfigur lebt

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Mit Vera Bergström ist Sara Strömberg eine starke und nachhaltig in Erinnerung bleibende Hauptfigur gelungen – die den Kriminalroman „Im Unterholz“ dominiert. Die Ex-Journalistin arbeitet inzwischen als Aushilfslehrerin, wurde von ihrem langjährigen Partner wegen einer jüngeren Frau verlassen – und suhlt sich zwischenzeitlich im Selbstmitleid.
Also nicht unbedingt sympathisch – aber schlussendlich ist sie es, die die langsam erzählte Geschichte aus Nordschweden trägt. Sie recherchiert als eine Art Aushilfsjournalistin im Fall der getöteten Frau, die unter dem Hochsitz gefunden wurde. Dabei werden vor allem die verzwickten Zusammenhänge zwischen den Freund:innen und Bekannten aus dem kleinen Ort aufgedeckt.
Die Erzählweise von Strömberg ist nicht rauschend und schnell, sondern eher langsam und ausführlich. Dazu kommt eine etwas düstere Stimmung, die über dem nordschwedischen Ort liegt.
Gesellschaftskritisch ist „Im Unterholz“ auch – vor allem, wenn es um die Verdrängung des Lokaljournalismus geht oder um das Ausbluten des ländlichen Bereiches – von Schulschließungen, Abwanderungen und vielem mehr.
Action und Nervenkitzel sind Mangelware – was mich jedoch nicht gestört hat. Die hintergründige und psychologische Art, den Kriminalfall langsam und beharrlich – und noch dazu aus verschiedenen Perspektiven – aufzulösen, hat mir gut gefallen und macht Lust auf den zweiten Band.