Beeindruckt durch die Charaktere

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Darum geht’s:

Ein Mensch stirbt bei einem Wohnwagenbrand. Da einer der anderen Wohnwagen im Campingpark aufgebrochen wurde und auch beobachtet wurde, wie jemand vom Brand flüchtete, könnte auch ein Verbrechen vorliegen. Eigentlich will es Oliver von Bodenstein bei seinem letzten Fall vor seiner Beurlaubung langsam angehen und seiner Kollegin Pia die Führung überlassen, aber bei dem, was im Zuge der Ermittlungen in Bodensteins Wohnort Ruppertshain zu Tage gefördert wird, ist er ganz persönlich betroffen.

So fand ich’s:

Nele Neuhaus neigt dazu, ihre Mordfälle in einer Umgebung stattfinden zu lassen, in der es viele Verdächtige, mehrere Opfer und reichhaltige Verflechtungen gibt. Das zeichnet ein sehr realistisches Bild des Lebens, macht es aber auch nicht immer leicht, der Handlung zu folgen. In diesem Buch gibt es dankenswerter Weise ein Personenregister, das man auch braucht.

Mehr als eine Person macht sich verdächtig, hat Dreck am Stecken und verfolgt eigene Interessen. Das gibt dem Leser viele Möglichkeiten für eigene Überlegungen und ich konnte nach Herzenslust mitraten. Da werden die Leben einiger Leute in der Dorfgemeinschaft beleuchtet von der Kinderclique bis zum Erwachsenenalter und Oliver von Bodenstein ist mittendrin. Sein Insiderwissen hilft, aber manchmal verstellt es ihm auch den Blick, den seine Kollegin Pia Sander als Außenstehende viel besser hat.

„Im Wald“ lebt nicht von atemloser Spannung, sondern von den Personen, die in Ruppertshain leben, genauso wie von dem Ermittlerteam. Die Ruppertshainer sind verwandt, verschwägert, befreundet oder pflegen alte Feindschaften – sie lassen sich kaum einzeln betrachten, sondern bilden eine Gemeinschaft, die auch das eine oder andere Geheimnis hütet. Oliver befindet sich schon im Rückzug in eine Berufspause, denn er ist müde und hat den Ehrgeiz und den Spaß an seiner Arbeit verloren. Dafür läuft Pia zur Hochform auf, und auch wenn sie ab und zu noch unsicher ist, übernimmt sie doch die Führung im Team. Der Neue, Tariq Omari, ist eine echte Bereicherung und ich hoffe, er bleibt dem Kommissariat lange erhalten.

Das Buch läuft langsam an, man muss es wirken lassen und ein bisschen Geduld haben, denn die Charaktere packen einen dann doch und führen einen kurzweilig durch ihr Leben – bis zu einer überraschenden Auflösung.