Wieder ein solider Krimi von Nele Neuhaus

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bookwood Avatar

Von

Ein neuer Krimi von Nele Neuhaus wird von mir immer mit Spannung erwartet. Bin ich doch vom ersten Band mit dem Ermittlerduo Sander (früher Kirchhoff)/Bodenstein an ein großer Fan dieser Autorin. "Im Wald" heißt der 8. Fall der beiden Kommissare und ist wieder nach bewerter Manier ein solider deutscher Krimi der Autorin.
Die Story ist dieses Mal etwas verzweigt und man muss, zumindest nach einer längeren Lesepause, durchaus schon einmal das Personenregister vorne im Buch zur Hilfe nehmen, um nachzuschauen wer mit wem verwandt ist. Prima finde ich auch die beiden Karten als Bonus-Material die die örtliche Orientierung erleichtern und das "Kopfkino" des Lesers ergänzen.
Wir haben es hier mit einem Kriminalfall zu tun, der dem Ermittler Oliver Bodenstein persönlich sehr nahe geht, denn er kennt alle Mordopfer und deren Familien Zeit seines Lebens. Als ein Mann während eines Wohnwagenbrandes ums Leben kommt und später auch dessen Mutter ermordet wird ahnt der Kommissar schnell, dass all das in Verbindung steht mit dem Schicksal seines damals besten Freundes. Dieser verschwand als Zehnjähriger und Bodenstein fühlte sich immer für sein Verschwinden verantwortlich. Als noch mehr Menschen aus dem Dorf Ruppertshain ermordet und schwer verletzt werden, wird er mit Dingen aus seiner Vergangenheit konfrontiert, die ihn bis ins Innerste erschüttern.
Dem Leser wird zwar schon relativ schnell klar, in welche Richtung die Lösung des Falles sich entwickeln wird, aber trotzdem schafft es Nele Neuhaus die Spannung über 560 Seiten aufrecht zu erhalten. Es gibt im Handlungsverlauf immer wieder Wendungen, die überraschen und die die Ermittlungen andere Wege gehen lassen. Was ich aber an den Krimis der Autorin so besonders schätze ist, dass es immer so schön "menschelt". Das zeigt sich einerseits in der Zeichnung auch der noch so kleinsten Nebendarsteller, die mit dem hessischen Dialekt und den teilweise witzigen Charakterisierungen quasi bildhaft vor den Augen des Lesers erscheinen, anderseits in den Beschreibungen des persönlichen Umfelds der beiden Hauptdarstellern, die aber nicht so plakativ in den Vordergrund geschoben werden, als dass sie die Krimihandlung als solche überlagern würden.
Außerdem finde ich es sehr angenehm, dass sich die Autorin keiner überzogenen blutrünstigen und brutalen Szenen bedient, um sich die Aufmerksamkeit des Lesers zu sichern. Spannend ist das Buch trotzdem und das liegt nicht zuletzt an den außerordentlichen Erzählfähigkeiten von Nele Neuhaus.
Zuletzt möchte ich auf jeden Fall noch die überaus gelungen Covergestaltung hervorheben. Das Umschlagbild ist einfach "wow", ein absoluter Hingucker.
Für mich war es eine Freude das Buch zu lesen und in den Händen zu halten.
Ich kann es jedem empfehlen, der gerne gut gemachte deutsche Krimis liest. Fans von Nele Neuhaus werden sowieso auf ihre Kosten kommen.