Vergangenheitshandlung deutlich besser

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mil Avatar

Von

Charlotte Indens Roman "Im Warten sind wir wundervoll" erzählt die Geschichten zweier Frauen aus verschiedenen Generationen. Im Nachkriegsdeutschland verliebt sich Luise Adler in den amerikanischen Soldaten Jo Hunter. Als „War Bride“ macht sie sich 1948 auf den Weg in die USA um Jo zu heiraten. Dieser taucht jedoch nicht wie versprochen am New Yorker Flughafen auf. Jahrzehnte später reist Luises Enkelin Elfie ebenfalls in die USA um ihrem Verlobten zu folgen. Auf dem Flug erzählt Elfie einem Sitznachbarn die Geschichte ihrer Großmutter.

Charlotte Indens Schreibstil ist flüssig und detailliert. Sie schreibt in einem einfühlsamen und atmosphärischen Ton. Ihre bildhafte Sprache bringt die Kontraste zwischen der düsteren historischen Kulisse und den Momenten der Hoffnung und Liebe zur Geltung. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen ist handwerklich gut umgesetzt, jedoch manchmal verwirrend.

Das Thema der „War Brides“ ist faszinierend und wirkt gut recherchiert. Ich habe hier viele historische Details erfahren, über die ich bisher kaum etwas wusste. Der Handlungsstrang um Luise hat mir besonders gefallen. Die melancholische Atmosphäre, Luises Mut und die Romantik in einer schwierigen Zeit lassen ihre Geschichte emotional und authentisch wirken. Der Gegenwartsstrang mit Elfie hingegen hat mich weniger überzeugt. Ihre Geschichte wirkt oberflächlicher, klischeebehafteter und vorhersehbar. Die Begegnung mit dem Sitznachbarn, die aufkeimende Romanze und die parallelen Erlebnisse zu ihrer Großmutter fühlten sich konstruiert an und konnten mich emotional nicht so fesseln wie Luises Schicksal. Es fehlte Elfies Handlung an Substanz und ihre Figur wirkte im Vergleich zu Luise recht blass und naiv.

Insgesamt ist "Im Warten sind wir wundervoll" ein gelungener Roman mit einem spannenden historischen Thema und einem charmanten Handlungsstrang in der Vergangenheit.