Zu viel Gefühl.

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shelly123 Avatar

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Achtung, diese Rezension enthält Spoiler.



Zwei Kindheitsfreunde, die sich nach über 25 Jahren wieder treffen, ohne zu erkennen, wer der andere ist, sich aber trotzdem seltsam vertraut und zueinander hingezogen fühlen. Als sie nach einem gemeinsamen Abend miteinander in Carolinas Wohnung landen, wird ihnen klar, woher sie sich kennen. Ab da nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Eine Liebesgeschichte mit viel Gefühl, Emotionen und Sehnsucht. Das hatte ich nach dem Klappentext erwartet. Diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht, sondern übertroffen, aber nicht unbedingt in einer guten Art und Weise.

Dieses Buch ist ohne Zweifel mit sehr viel Gefühl und Liebe geschrieben worden. Stellenweise wurde ich auch wirklich mitgerissen und habe die Gefühle der Charaktere spüren können. Der Schreibstil der Autorin ist zwar angenehm und einfach zu lesen, aber für meinen Geschmack haben sich die Protagonisten in diesem Roman allerdings selber das Leben unnötig schwer gemacht. Joe versucht mit aller Kraft sein Glück und damit auch Linas zu sabotieren, was mich als Leser ab einer gewissen Stelle einfach genervt hat. Ich denke die Autorin wollte damit seine Schwäche und Verletzlichkeit zeigen, aber auf mich wirkt Joe einfach anstrengend und übertrieben.


Nach dem die beiden Hauptcharaktere ihre gemeinsame Vergangenheit erkennen und miteinander schlafen, wird alles kompliziert.
Zuerst wollen die beiden nur befreundet bleiben, dies klappt aber (Oh Wunder) nicht. Dann will Carolina eine Beziehung, Joe aber nicht. Er ist zwar in sie verliebt und findet mit ihr ist alles viel toller und besser als vorher, kommt mit diesen Gefühlen für sie aber nicht zu recht. Carolina ist seiner Meinung nach zu gut für ihn, mit ihr ist er zu glücklich und alles ist ihm zu intensiv. Carolina ist sich seiner Gefühle zwar bewusst, gibt aber trotzdem die Hoffnung nicht auf und zeigt eine Geduld, die ich gleichzeitig bewundernswert finde, die aber auch naiv wirkt. Es kommt wie es kommen muss, Joe hält seine Gefühle nicht mehr aus und flüchtet nach Berlin, weg von Lina.
Es folgt eine Zeit von Trauer und schmachten, in der ich wirklich mit Lina mitgelitten habe, Joe allerdings gar nicht verstehen, geschweige denn leiden konnte. In Berlin lernt Joe mit seiner Vergangenheit umzugehen. Er betrauert zum ersten Mal richtig den Tod seiner Mutter, versöhnt sich mit seinem Bruder und Vater und merkt dann endlich, dass er Lina zum glücklich sein braucht. Lina, die grade die Hoffnung, dass Joe zurückkommt, aufgegeben hat und sich jetzt ganz ihrer Karriere als Autorin widmen will, ist natürlich verunsichert als Joe auf einmal doch wieder vor ihrer Tür steht. Sie ist sich nicht sicher, ob sie ihm vertrauen soll, und ihr Herz noch einmal in seine Hände legen kann. Was ist, wenn er sie wieder verlässt?
Im Endeffekt schafft Joe es, Lina mit ein bisschen Zeit und ein bisschen weniger Geduld für sich zu gewinnen. In der letzten Szene liegen die beiden im Bett und er sagt, - kurz nachdem sie sich dies in Gedanken gewünscht hat – dass er sie liebt.

Fazit:
Von mir gibt es für diesen Liebesroman drei Sterne.
Die Autorin ist für mich persönlich über das Ziel hinausgeschossen. Die meiste Zeit über ist die Handlung entweder langwierig und anstrengend, da die beiden einfach nicht zusammen kommen, oder aber übertrieben kitschig. Trotz meiner Abneigung gegen diese großen Gefühle, muss ich auch zugeben, dass ich teilweise wirklich mitgefiebert und gelitten habe. Ich habe mir von Anfang des Buches an gewünscht, dass die beiden miteinander glücklich werden und ich bin froh, dass dies im Endeffekt auch geklappt hat.

Jeder der auf große Gefühle, Kitsch und Herzschmerz steht, ist mit diesem Buch gut versorgt. Allen anderen würde ich eher davon abraten.