Düstere Jugendfantasy

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„Immernacht“ ist die erste ins Deutsche übersetzte Fantasygeschichte aus der Feder des englischen Jugendbuchautors Ross MacKenzie. Im Dschungel der Di-, Tri- und Quadrologien ein echter Lichtblick, da ein in sich abgeschlossener Einzelband. Auch das Cover ist ein echter Hingucker und passt hervorragend zum Inhalt der Geschichte. Leider konnte mich diese selbst in weiten Teilen nicht sonderlich überzeugen.
Zum Klappentext: Das Waisenkind Larabelle Fox ahnt nichts von der drohenden Gefahr, als sie ein geheimnisvolles Holzkästchen aus den Abwässern fischt. Mrs Hester, die bösartige Beraterin des Königs und mächtigste Magierin des Reiches, ist fieberhaft auf der Suche nach diesem Schatz, denn es ist der Schlüssel zur Immernacht, die Dunkelheit über das Königreich bringen soll. Mrs Hester schickt einen Dschinn aus, der seine Freiheit nur wiedererlangt, wenn er das Kästchen mit dem Zauberspruch findet. Er verwandelt sich in einen Mann ohne Schatten und gerät bald auf Larabelles Spur …
Der ganze Weltenbau, in den der Leser geworfen wird, bleibt weitestgehend im Dunkeln: es ist keine moderne Welt, wie wir sie kennen; es hat vor nicht allzu langer Zeit einen Krieg gegeben, wobei erst in der zweiten Hälfte des Buches genauere Informationen kommen, wer gegen wen gekämpft hat und warum; viele Begriffe und Vorgehensweisen, wie zum Beispiel „Tosher“ bleiben im Dunkeln – was für einen erwachsenen Leser ja okay ist, der reimt sich zusammen, was der Autor damit meint, aber die Zielgruppe ist ja der junge Leser ab 11 Jahren – was auch schon zu meinem weiteren Kritikpunkt führt: die Handlung ist immer wieder durchsetzt von erschreckend brutalen und dabei in dieser Form unnötigen Geschehnissen. Einerseits hatte ich das Gefühl in Informationen und Details zu versinken, andererseits manches nicht wirklich begreifen zu können, da mir die Zusammenhänge entweder komplett fehlten oder erst am Ende der Geschichte einen Sinn ergaben.
Der Erzählstil wechselt ständig in den Perspektiven, so dass der Leser einmal Larabelle, die 13jährige Protagonistin, begleitet, dann den Dschinn „Schattenschreck“ bei seinen Mordzügen, dann Larabelles Freund Joe, dann wieder den weißen Magier „Doppelacht“ oder die Kontrahentin Mrs. Heesters. Da es aber bei der unpersönlichen Erzählperspektive bleibt, bekommt der Leser leider keinen Einblick in die Gefühle und Gedanken dieser Personen. Daher hatte ich auch zu Protagonistin Lara keinen wirklichen Zugang, obwohl sie eigentlich eine tolle Heldin ist, erst 13 Jahre und Waise, doch unabhängig, hilfsbereit, selbstlos und mutig.
Der Grundgedanke des Buches ist spannend, aber ich verlor leider immer wieder den Überblick und war verwirrt. Schade, da wäre deutlich mehr Potential vorhanden gewesen…