Ein eindringlicher, betroffen machender Geschichtenband

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Der professionelle Hintergrund von Helmut Wlasak ist es, was mich an "In allen Punkten" besonders interessiert: Er erzählt hier ja sicher mit Bezug auf seinen eigenen Berufsalltag und seine Erfahrungen, deshalb glaube ich, die Geschichten haben einen deutlicheren Realitätsbezug als andere Bücher dieses Genres. Dass das keine leichte Kost ist, kann man sich schon denken, und auch das Cover suggeriert bereits, dass es hier eher düster und hoffnungslos zugeht. Diese Atmosphäre wird ganz deutlich, allerdings kommt es mir gleichzeitig etwas nüchtern vor – ich weiß nicht, ob ich das Buch aufgrund des Covers im Buchladen in die Hand genommen hätte.

Aber auf das Cover kommt es ja auch nicht so sehr an wie auf den Inhalt. Und der ist wirklich berührend. Die erste Geschichte im Buch, "Hans", vermittelt gleich einen guten Eindruck vom Schreibstil des Autors: nüchtern, beobachtend, in Gewisser Weise schonungslos offen. Dieses Dokumentarische macht das, was geschieht, umso schockierender. Man bekommt den Eindruck, Hans ist gar nicht Herr seiner Triebe, sein ganzes Leben dreht sich nur um das fanatische Beobachten und Spannen. Fast könnte er einem leidtun, aber dafür ist sein Verhalten zu befremdlich. Dass man gleichzeitig die Perspektive des Täters und die der Polizei erfährt, finde ich von der Struktur her sehr interessant, denn so entsteht vor meinem inneren Auge ein vollständiges Bild.

Ich hätte große Lust, auch die weiteren im Buch geschilderten Fälle zu lesen, denn ich bin sicher, es gibt eine ganze Vielfalt unterschiedlicher Verbrechen aus Helmut Wlasaks Erfahrungsschatz zu entdecken.