Kurzweiliger Einblick in menschliche Abgründe

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poutschie Avatar

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Helmut Wlasak gewährt uns in 30 Geschichten Einblicke in Fälle, die vor dem Strafrichter enden. Die Taten reichen dabei von banal bis brutal, von kurios bis menschlich, von fassungslos machend bis hin zu der Erkenntnis, dass man bei einigen Taten unter Umständen ebenso gehandelt hätte.
Laut Klappentext sind es Fälle, die der Autor in seiner Zeit als Strafrichter entweder selber erlebt hat oder die ihm von seinen Kollegen zugetragen wurden.

Die "literarische" Aufarbeitung realer Fälle hat mich an Ferdinand von Schirach erinnert. Allerdings ummantelt Helmut Wlasak nicht alle Einzelgeschichten literarisch. In einigen Fällen gibt der Autor nur die Mitschrift der Dialoge zwischen Täter und Richter im Gerichtssaal wieder, ohne die Einbettung in äußere Umstände. Dies besonders dann, wenn sich allein durch den Dialog die Kuriosität der Tat wiederspiegelt.
In anderen Fällen beleuchtet Helmut Wlasak die Täter näher und beschreibt die äußeren Umstände, die zur dann angezeigten Tat führten, so detailliert, dass man sich als Leser fragt, ob man unter diesen Umständen nicht schlussendlich auch zu der Tat gelangt wäre.

Mein Fazit: Eine kurzweilige Lektüre, bei welcher man des öfteren schmunzeln muss.
Gewöhnen musste ich mich beim Lesen lediglich daran, dass die Fälle in Österreich spielen und auch vor den dortigen Gerichten verhandelt werden, da hier einige Sprachunterschiede zum Deutschen offenkundig werden: z.B. dass die Strafakte in Österreich nur "Akt" heißt oder das der Richter mit "Herr Rat" oder "Herr Vorsitzender" angsprochen wird.