Skurrile Kurzgeschichten aus dem Justizbereich!

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jasminh86 Avatar

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"In allen Punkten" präsentiert der Autor und Strafrichter (Suchtgiftrichter) Helmut Wlasak seinen Lesern 30 skurrile Geschichten aus dem Justizbereich. Dieses Buch ist am 2. August 2021 im Braumüller Verlag erschienen. Die meisten der Fälle fand ich sehr interessant, insgesamt bieten die True-Crime-Kurzgeschichten ein kurzweiliges Lesevergnügen. 

Zum Inhalt: In uns allen schlummern vielleicht potenzielle Täter und Täterinnen. Der Strafrichter Helmut Wlasak weiß aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung: Geschieht etwas gänzlich Unvorhergesehenes, können Menschen zu Reaktionen fähig sein, die sie sich selbst niemals zugetraut hätten. Neben versuchtem Mord und Totschlag, islamistischem Terrorismus, Körperverletzungen, häuslicher Gewalt, Drogendeals, Einbrüchen und Betrug taucht der Autor ein in die Abgründe menschlicher Schicksale. Im alltäglichen Strafbereich ergeben sich dabei auch immer wieder unfreiwillig komische, absurde und lustige Situationen. Dieses Buch erzählt Geschichten von Menschen, deren Leben anders verlaufen sind als sie es jemals erwartet oder geplant hätten.


Helmut Wlasak beschreibt jeden Fall sachlich und wahrheitsgemäß, manchmal wurden mir kurze, aber dennoch interessante Einsichten in Akten, Ermittlungen, Gerichtsverhandlungen und dessen Strafmaß ermöglicht. Obwohl die Fälle wirklich kurz und knapp gehalten sind, konnte ich mir vor allem die Handlungen im Gerichtssaal gut vorstellen. Nicht nur die Täter, auch Zeugen kommen in manchen Fällen zu Wort. In diesem Buch hat der Autor nicht nur die extremen Fälle aus seiner Tätigkeit als Richter beschrieben, sondern auch kleinere Delikte werden verdeutlicht. Wie es dazu gekommen ist, dass ein harmloser und unbescholtener Bürger zu einem Gartenzwergdieb im hohen Ausmaß wird, ist ein Beispiel. Die Lebensumstände der Täter werden deutlich und verständlich erwähnt, was mir sehr gut gefallen hat. Somit konnte ich bei einigen besser nachvollziehen, warum derjenige sich vor Gericht rechtfertigen musste. Natürlich gibt es auch die ganz abgebrühten, wo ich während des Lesens schon auf ein hohes Strafmaß gehofft habe. 

Zahlreiche Drogendelikte werden beschrieben, jedoch auch Fälle, wo ich vor Lachen nicht mehr konnte. Oft kam es mir hier wie bei den dümmsten Verbrechern der Welt vor. Wenn ein weltbekanntes Handzeichen einen Täter verrät oder ein Mensch, der mit seinem Handeln nie böse Absichten hatte, aber trotz mehrmaligem erklären und verdeutlichen seiner Fehler einfach nicht erkennt, dass er gegen das Gesetz verstoßen hat und somit eine Straftat begangen hat, dann haben selbst mir die Worte gefehlt. Die Reaktionen der Richter fand ich in dem Buch alle gerecht, auch wenn dessen Geduld oft bis aufs Äußere strapaziert wurde. Helmut Wlasak schreibt herrlich flüssig und sachlich, er bringt jede Geschichte sofort auf den Punkt. Alle Fälle werden mit einer Überschrift angekündigt, wo die Täter und dessen Taten angekündigt werden. Diese sind jedoch nicht sofort erkennbar, sodass ich hier schon auf den jeweiligen Inhalt gespannt war. Obwohl einiges an skurrilen Humor dabei ist, werden die Täter nicht ins Lächerliche gezogen. Helmut Waslak schildert die Tathergänge nüchtern, so wie sie stattgefunden haben.

Die meisten Geschichten werden bei mir auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben, da sie wirklich speziell sind. Obwohl der Autor wie gesagt jeden der 30 Fälle auf 316 Seiten kurz und knapp auf den Punkt gebracht hat, hat er immer für die passende Atmosphäre gesorgt. Von lustig bis emotional ist alles dabei. Größere Verbrechen werden auch geschildert, aber es werden mehr Fälle genannt, die auf einem Schlag in kurzer Zeit das ganze Leben verändern konnten. Mir hat das Buch auf jeden Fall sehr gut gefallen, denn es ist interessant zu lesen, wie schnell manche Menschen in die Fänge der Justiz gelangen, obwohl oftmals keine bösen Absichten dahinter stecken. Dass die hartnäckigsten Lügner doch noch auffliegen zeigt, dass man mit Ehrlichkeit im Strafprozess besser bedient ist.