psychologischer Spannungsroman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
hanka Avatar

Von

Vom ersten Kapitel war ich anfangs irritiert. Bekommen wir doch bereits einen Ausblick, wie dieser Segeltörn ausgeht. Dadurch hatte ich angenommen, dass sie Spannung genommen wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ohne das Wissen, dass es nicht bei einem netten und entspannten Urlaub bleibt, wäre die Handlung nett gewesen, aber ohne Spannung. Aber so verfolgt man die Dynamik an Bord mit einem anderen Auge. Wartet gespannt darauf, wie sich die Situation zuspitzt und will schließlich wissen, wie es so hat aus dem Ruder laufen können.

Und mal ehrlich, wer kennt es nicht - man lernt neue Leute kennen und wird schwierige Themen meiden, sich eher zustimmend äußern und sich dreimal überlegen, ob man direkt am Anfang Kritik üben soll. Wenn man sich nicht sympathisch ist, kann man sich aber auch ganz schnell wieder aus dem Weg gehen. Dies geht während des Segeltörns nicht. Und so werden Probleme nicht angesprochen, die Konflikte schwelen vor sich her und es brodelt mächtig unter der Oberfläche.

Begünstigt wird dies durch die denkbar ungünstige Konstellation der Personen an Bord. Die 4 sind nicht auf Augenhöhe. Andreas gibt den Ton an. Er hat die Reise bezahlt und lässt dies die anderen spüren. Daniel möchte sich gegenüber Andreas – seinem Chef – beweisen und lässt sich dadurch viel zu viel von ihm gefallen. Um miteinander auszukommen – schließlich kann man sich kaum aus dem Weg gehen – wird viel zu viel geduldet.

Eigentlich tut sich nicht viel. Das Buch ist geprägt von dem Leben an Bord, den zugeteilten Aufgaben, dem Navigieren, dem gemeinsamen Essen, gelegentlichen Landgängen, …
Es ist also nicht viel Ablenkung vorhanden. Weder für die Passagiere noch für uns Leser. Und durch die ruhige Schreibweise ist dies hervorragend herausgearbeitet und veranschaulicht. So rücken die Spannungen an Bord immer mehr in den Vordergrund und bei beiden Paaren zeigen sich mit fortschreitender Reise deutliche Risse.

Fazit: ein atmosphärischer und spannender Roman über Gruppendynamik, zwischenmenschliche Beziehungen und Abhängigkeiten